Donnerstag, 26. Mai 2011

Review: Agatha Christie - Mord im Orient-Express


Das zweite Spiel aus "Agatha Christie - Mord im Doppelpack" ist "Mord im Orient-Express", ebenfalls ein Krimi-Adventure, und stammt ebenso von Awe Productions.

Das Spiel wurde erstmals 2006 veröffentlicht bevor es 2007 gemeinsam mit "Und dann gabs keines mehr" im Doppelpack erschien.

Es geht, wie der Titel es treffend auf den Punkt bringt, um einen Mord im Orient-Express, jener legendären Zugverbindung von Paris nach Istanbul, die durch Agatha Christies Roman zu Weltruhm gelangte.

Die Handlung beginnt nahe dem Bahnhof Sirkeci in Istanbul, im Jahr 1931. Man übernimmt die Rolle von Antoinette Marceau, einer Mitarbeiterin der Eisenbahngesellschaft. Sie hat den Auftrag, sich um Hercule Poirot, einen Freund ihres Vorgesetzten, zu kümmern.

Der beeindruckende Bahnhof Sirkeci.

Nach anfänglichen Problemen besorgt sie ihm ein Abteil, bald darauf geht die Reise auch schon los.
In der folgenden Nacht gibt es jedoch gleich zwei unangenehme Vorkommnisse: als der Zug gerade durch Jugoslawien unterwegs ist, geht eine Lawine auf den Schienen nieder und verhindert die Weiterfahrt. Außerdem wird ein Passagier in dieser Nacht ermordet.
Schnell wird klar, dass der Täter oder die Täterin sich an Bord des Zuges befinden muss: entweder war es ein Fahrgast oder ein Mitglied des Zugpersonals.
Da Hercule Poirot bei der Vollbremsung des Zuges verletzt wird und sein Abteil nicht verlassen kann, übernimmt Antoinette die Ermittlungen, trifft sich aber regelmäßig mit Poirot, um ihn über die Entwicklung auf dem Laufenden zu halten und sich Rat zu holen.

Konspiratives Treffen mit Hercule Poirot.

Hier bietet das Spiel zwei Schwierigkeitsgrade: man kann sich zu Beginn entscheiden, ob man sich bei den Ermittlungen von Poirot helfen lässt oder es auf eigene Faust versuchen will.
Ich habe mich für letzteres entschieden, es gab zwischendurch aber trotzdem wertvolle Tips von Poirot.

Die Rätsel sind vielseitig und von unterschiedlicher Komplexität. Vom Zusammensetzen eines zerrissenen Zettels über das Ausgießen eines Schuhabdrucks bis zum Basteln einer behelfsmäßigen Stromquelle ist alles dabei.
Antoinette muss aber auch Pässe einsammeln, Fingerabdrücke nehmen und vergleichen und sich mit verschiedenen Zeitungsausschnitten über die Hintergründe des Mordes vertraut machen. Aber auch das Durchsuchen der Abteile, das Verhören der Fahrgäste und das Erkunden des Waldes neben der Fahrstrecke gehört zu ihren Aufgaben.

Naturwissenschaftliche Kenntnisse sind von Vorteil.

Die Steuerung erfolgt auch hier mit der Maus. Wenn der Mauszeiger an den oberen Rand gefahren wird, erscheinen ganz links ein Symbol für das aufklappbare Inventar, rechts ein selektiertes Objekt und in der Mitte die einzelnen Waggons des Zuges, in denen sich Antoinette bewegen kann.

Das Inventar ist in verschiedene Kategorien unterteilt, so gibt es das normale Inventar, welches mit einem Lupe-Button näher untersucht oder mit dem Zahnräder-Button mit anderen Objekten kombiniert werden kann, eine Mappe mit Zeitungsartikeln, eine Kategorie für Pässe und eine weitere für Fingerabdrücke. Auch hier gilt, dass das die Handhabung des Inventars weniger umständlich hätte umgesetzt werden können.

Das Inventar.

Die vorgerenderte Grafik hat mich insgesamt überzeugt. Schon der Bahnhof in Istanbul ist eine Augenweide, die einzelnen Wagen sind sehr hübsch dargestellt und auch das schneebedeckte Waldgebiet ist gut getroffen.
Der größte Teil der Handlung läuft in den Waggons ab: es gibt den Kurswagen Calais, in dem die meisten der illustren Damen und Herren ein Abteil bewohnen, den Kurswagen Paris-Athen, der fast nur vom Personal bewohnt wird, einen komfortablen Salonwagen, einen Speisewagen und einen Gepäckwagen.
Natürlich gibt es auch eine Lokomotive, die man jedoch nur von außen betreten kann.
Auch der verschneite Wald und eine kleine Hütte spielen eine, wenn auch untergeordnete, Rolle.
Ausnahmslos alle Szenen sind gut getroffen, besonders das detailreich gestaltete Innere der luxuriösen Waggons hat mich begeistert.

Noble Ausstattung.

Aber auch hier gab es, ähnlich wie bei "Und dann gabs keines mehr", das Problem, dass man erst tiefer in den Raum hineingehen musste, um zu sehen, ob sich wer darin befindet. In den ohnehin beengten Abteilen, in denen es nur zwei Raumansichten gibt, muss Antoinette also erstmal zum Fenster gehen, bevor sie erkennt, ob sich außer ihr noch jemand im Abteil befindet.
Und in den noch beengteren Badezimmern war oft nicht klar, aus welcher Richtung sie den Raum betreten hat.
Praktisch ist jedoch, dass sie über die Mini-Ansicht am oberen Bildschirmrand schnell auch in weiter entfernte Waggons gelangen kann.

Die dreidimensionalen Figuren waren unterschiedlich gut dargestellt. Die Animierung war in Ordnung und einige waren auch ganz gut getroffen, dazu gehörten zum Glück sowohl die Protagonistin Antoinette, als auch Hercule Poirot - wobei der Schnurbart von letzterem allerdings ein wenig aufgemalt aussah.
Andere hingegen, wie etwa die Fürstin Dragomiroff und ihre Zofe, hatten etwas zombiemäßiges an sich.

Gesichter.

Sound und Sprachausgabe waren in Ordnung und meiner Meinung nach etwas besser gelungen als bei "Und dann gabs keine mehr".

Auch die Atmosphäre im Spiel war viel besser umgesetzt. Die Abteile haben etwas klaustrophobisches an sich, auch wenn sie prachtvoll ausgestattet sind. Die Charaktere wirken ausgeprägter und ihre Zusammensetzung ist gelungener, insgesamt gibt es mehr Spannung.
Negativ aufgefallen ist hier allerdings, dass man sich beim Wechsel von einem Waggon in einen anderen für das eine oder andere Sekündchen einen Ladebildschirm ansehen muss - was den Spielfluss immer wieder aufs neue unterbricht.

Bitte warten...

Auch hier gibt es ein neues, überraschendes Ende, das sich von Agatha Christies Roman unterscheidet.

Auf Bugs bin ich in diesem Spiel nicht gestoßen, was natürlich einen Bonus bedeutet.
Zusätzlich zu dem Zug-Bonus, den jedes Spiel mit Zug-Level, Zug-Setting oder Zug-Handlung erhält :)

Der Orient-Express im Schnee.

Meine finale Bewertung aufgrund der guten Grafik, tollen Atmosphäre, sympatischen Protagonistin und dem Orient-Express: 7.5 Punkte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen