Freitag, 22. Oktober 2010

Review: Der verborgene Kontinent


Es war nicht geplant, aber irgendwie bin ich schon wieder bei einem Adventure gelandet.
Der verborgene Kontinent, im Original Journey to the Center of the Earth, ist ein klassisches Point & Click Adventure aus dem Jahr 2003.

Dabei handelt es sich um das zweites Werk des Frogwares Game Development Studios, einem französischen Unternehmen, dass in der Ukraine und Irland angesiedelt ist. Frogwares hat sich auf Adventures spezialisiert und bisher unter anderem sieben Sherlock Holmes-Abenteuer vorzuweisen.

Das Spiel ist nicht zu verwechseln mit (und auch kein Vorgänger von) Der verborgene Kontinent - Die Säule der Maya, auch wenn die Cover der beiden Spiele sich ähneln wie ein Ei dem anderen.

Worum geht es? Ariane, eine Journalistin fällt durch eine Felsspalte in eine von Jules Verne inspirierte unterirdische Welt und muss auf der Suche nach einem Weg zurück nach oben eine Reihe von Abenteuern bestehen und nebenbei eine Verschwörung aufdecken.

Ariane, Bildreporterin des Magazins Horizonte

Wie bei vielen Adventures üblich, wurden die Hintergrundbilder vorgerendert, während die Personen 3D-Modelle sind.
Ariane sieht für den damaligen Stand der Technik ganz passabel aus, hat aber ungewöhnlich tote Augen.


Erstaunlich, was zwei kleine weiße Farbkleckse bewirken können

Gesteuert wird mit der Maus, am unteren Rand befindet sich eine aufklappbare Leiste, in der die eingesammelten Inventargegenstände sichtbar sind.
Außerdem hat Ariane einen Laptop dabei, mit dem sie Emails sendet und empfängt, in dem Fotos gespeichert werden und der auch über ein Lexikon verfügt - das heißt, dass zu bestimmten Personen oder Gegebenheiten Informationen auftauchen, die man nachlesen kann.
Wenn sie sich mit Personen unterhält, passiert das, indem man Stichwörter aus einer vorgegebenen Liste anklickt.

Erste Schritte in der fremden Welt

Ariane, die auf der Suche nach neuen Fotos ist, landet zu Beginn des Spiels mit dem Hubschrauber auf einem Plateau des Vulkans Sneffel. Plötzlicher Steinschlag zerstört jedoch den Hubschrauber.
Nachdem sie in einer dunklen Felsspalte in die Tiefe stürzt, findet sie sich schließlich an einem Strand wieder, wo ihr ein seltsamer Mann erklärt, dass sie sich hier unter der Erde befindet.
Sie macht sich auf dem Weg nach Askiam, der einzigen Stadt, die es dort unten gibt. Dort angekommen erfährt sie jedoch, dass seit ihrem Absturz offenbar zwei Jahre vergangen sind und dass an der Oberwelt ein Krieg tobt.

Der Eingang zu Askiam

Ariane wird zurecht bald misstrauisch und stellt fest, dass eine Verschwörung im Gange ist, die für diese unterirdische Welt eine Gefahr darstellt.
Wie es sich für eine Adventureheldin gehört, erforscht sie erstmal ihre neue Umgebung, die einiges zu bieten hat. Hierzu gehören außer Askiam auch ein Wald aus riesigen Pilzen, eine Savanne mit Dinosauriern, ein Dorf mit Riesen, ein schwebender Garten und eine Diamantmine.

Impressionen

Die Aufgaben, die Ariane zu meistern hat, sind typisch für ein Adventure: sie muss Personen helfen um dafür ein bestimmtes Objekt zu bekommen, hier und da einen Gegenstand benutzen, Geräte reparieren oder neu einstellen, zwischendurch auch mal Dinge kombinieren oder Rätsel lösen, um Schlösser und Türen zu öffnen.
Die Rätsel sind dabei teilweise ziemlich altbacken: Symbole in die richtige Reihenfolge bringen, Wiegerätsel, Tangram, Türme von Hanoi, Zahlenrätsel und ein furchtbar nerviges Musikrätsel.


Die Storyline von Der verborgene Kontinent ist ziemlich linear, allerdings gibt es zwei mögliche Enden. Man kann nach etwa 3/4 des Spiels das erste, einfache Ende wählen oder weitermachen um die Verschwörung aufzudecken, die unterirdische Welt zu retten und das zweite Ende zu erreichen.

Die Grafik ist zwar nicht unbedingt das beste, das man aus dem Abenteuer-Genre kennt, aber die dargestellte Welt ist sehr stimmig und phantasievoll gezeichnet. Leider wirkt sie stellenweise etwas zu statisch und tot. Vor allem trifft dies auf die Dschungelwege und Pilzlandschaften zu, in denen sich kein Hälmchen bewegt - da hat man den Eindruck, dass die Protagonistin an einer Fototapete vorbeimarschiert.
Hin und wieder steht Ariane auch in oder auf Objekten, anstatt davor.

Aufgelockert wird die Geschichte von rund zwanzig kurzen Zwischensequenzen. Diese sind wirklich sehr gut gelungen und eine wahre Freude für das Auge.


Die Musik war perfekt und hat Bestnoten verdient. Auch sonst war der Sound nicht schlecht und die Sprecher waren durchwegs professionell.
Die Umsetzung der Dialoge fand ich jedoch nicht so toll. Ariane hatte in ihrer Dialogbox eine Stichwortliste, die sie abarbeiten konnte - die einzelnen Antworten waren aber untereinander eher unzusammenhängend. Aus der Summe der einzelnen Fragen und Antworten ergab sich kein stimmiger Dialog, sondern eine Ansammlung einzelner, voneinander unabhängiger Fragen mit dazugehörigen Antworten.

Ein Manko im Spiel war leider die Steuerung. Um Ariane zu bewegen, mit jemanden zu reden oder um einen Gegenstand zu nehmen, klickt man mit der Maus an die gewünschte Stelle. Manchmal ändert sich dabei der Mauszeiger: Fußspuren, wenn es dort einen Ausgang gibt, eine Hand, wenn sie etwas nehmen oder tun kann oder ein Kopf, wenn sie mit jemanden sprechen kann. Manchmal ändert sich der Mauszeiger aber auch nicht, trotzdem kann sie aber wohin gehen, etwas nehmen oder mit jemandem sprechen.
Nach welchen Kriterien der wechselnde Mauszeiger in das Spiel eingebaut wurde, ist mir nicht ganz klar.

Reibungslose Fortbewegung in den Zwischensequenzen

Besonders problematisch ist Arianes Fortbewegung, denn oft ist nicht klar, wo man eigentlich hinklicken muss, um in den nächsten Raum zu kommen - links, rechts, hinten Mitte oder doch vorne?
Die Stelle, die den nächsten Ausgang aktiviert, ist oft nicht besonders groß und muss erstmal gesucht werden - Stichwort Pixelhunting.

Das ist umso störender, als sie manche Strecken drei- oder viermal langlaufen muss, da nicht alle Objekte, die sie im Lauf des Spiels benötigt, auch gleich mitgenommen werden können.
Grundsätzlich finde ich es ja ganz gut, dass sie nicht von vorneherein alles einsteckt, was nicht niet- und nagelfest ist, nur auf den vagen Verdacht hin, dass sie es früher oder später mal brauchen könnte - das mag zwar Adventure-Standard sein, aber es ist nicht besonders logisch.
Im Fall von Der verborgene Kontinent hätte ich aber gerne auf die Logik verzichtet, denn die widerspenstige, inkonsistente Steuerung in Kombination mit einer in Zeitlupe joggenden Protagonistin hat sich als wahre Qual erwiesen.

Auch das Agieren mit Objekten lief alles andere als geschmiert. Manchmal bewirkte mein Klicken gar nichts, ich musste es mehrmals versuchen, sie an eine andere Stelle bewegen oder den Raum neu betreten, bis es doch endlich mal klappte.
Gelegentlich begann sie auch, sich wie irre im Kreis zu drehen, bis ich sie schließlich in eine Position bugsierte konnte, in der ich sie wieder normal steuern konnte.
Zweimal passierte es mir, dass sie überhaupt komplett hängenblieb und ich sie nicht mehr von der Stelle bewegen konnte - da half nur mehr neu laden.

Ariane rotiert

Als besonders fatal erwies sich das Musikrätsel - dieses ist mit Abstand das furchtbarste Rätsel das mir je in einem Adventure untergekommen ist.
Mehrere Holzpfähle stehen entlang eines großen Kreises, auf 8 oder 9 Räume verteilt. Wenn man diese in bestimmten Kombinationen (die man erst rausfinden muss) mit Blättern abdeckt, machen sie Töne - wenn man die Töne in der richtigen Reihenfolge (die man erst rausfinden muss) abspielt, gilt das Rätsel als gelöst. Wenn man einen Fehler macht, beginnt alles von vorne.
Aufgrund meiner tiefsitzenden Abneigung gegen Musikrätsel habe ich mir gleich ein Walkthrough gesucht - trotzdem war es eine enorme Lauferei und trotzdem ich hab nicht verstanden, wie man eigentlich auf die Lösung kommt.
Offenbar ist auch dem Entwicklerteam klar geworden, dass dieses Rätsel auf regulärem Weg kaum lösbar ist, sodass es in späteren Versionen des Spiels entfernt wurde.

Der Albtraum aller Rätsel

Aber auch andere Rätsel waren mitunter nervig. So bestand das "Türme von Hanoi"-Rätsel aus 7 Scheiben - der kürzeste Lösungsweg betrug somit 127 Züge. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen.

Das Hantieren mit den Objekten aus dem Inventar war auch nicht immer einfach.
Da Ariane neu erhaltene Objekte nicht kommentierte, konnte es sein, dass plötzlich etwas da war, man aber keine Ahnung hatte, woher es eigentlich stammte. Außerdem konnte man eingesammelte Objekte nicht näher untersuchen, sodass man oft nur erahnen konnte, was das Ding war. Manchmal waren die Namen der Objekte nichtssagend oder überhaupt falsch, was eine sinnvolle Andwendung natürlich erschwerte.

Ein wenig enttäuscht war ich auch von Arianes Laptop. Sie konnte ihn nicht wirklich aktiv verwenden, es wurden nur von Zeit zu Zeit bestimmte Aktionen getriggert - hier hätte ich mir ein bißchen mehr Freiheit gewünscht.

Arianes Laptop

Positiv hervorheben muss ich die Speicher- und Ladezeiten, die gab es nämlich nicht. Noch nie habe ich ein Spiel gespielt, bei dem das so fix ging, ich bin begeistert! Das ist ab jetzt der Standard, an dem sich alle zukünftigen Ladezeiten messen müssen.

Sich in den Charakter der Heldin hineinzuversetzen war stellenweise möglich - wenn sie nicht gerade um ihre Längsachse rotierte oder man sie verfluchte, weil sie 30 Räume zurücklaufen musste, um einen Gegenstand zu holen.
Die Atmosphäre im Spiel war - nicht zuletzt aufgrund der großartigen Zwischensequenzen - auch ganz gut gelungen. Und genau deswegen hätte es ruhig ein bisschen mehr von allem sein können: mehr Leben, mehr Dinosaurier, mehr steam-punkige Maschinen, mehr (gute) Rätsel, mehr farbenprächtige, faszinierende Landschaften.
Denn wenn man die ganze Lauferei und die zeitintensiven Rätsel wegrechnet, bleibt gar nicht mehr so viel vom eigentlichen Spiel übrig, was wirklich schade ist.
Von diesen nervigen Punkten und der schrecklichen Steuerung abgesehen fand ich das Abenteuer spannend und es machte Spaß, diese Welt zu erforschen.


Zusammenfassend erhält dieses Spiel von mir daher, trotz seiner Mängel, unterm Strich mehr Punkte als die Summe der Einzelteile eigentlich ausmacht.

Ob es die 6 Euro, die es derzeit bei Amazon kostet, trotz seines Alters noch wert ist, hängt davon ab, wie sehr man auf Adventures steht - aber notfalls gibt es ja noch Ebay.

Dank großartiger Zwischensequenzen, stimmiger Musik und faszinierender Spielwelt und trotz nerviger Steuerung und Marathonstrecken gibt es daher 6 von 10 Punkten - ich wünschte sehr, bei diesem kleinen Juwelchen wäre mehr drin gewesen.


Freitag, 15. Oktober 2010

Review: Die Kunst des Mordens - Geheimakte FBI


Die Kunst des Mordens - Geheimakte FBI ist ein typisches Point & Click Adventure und spielt sich, wie man vom Titel leicht schließen kann, im Krimi-Milieu ab. Es ist der erste Teil einer Serie, von der bereits der vierte Titel in Arbeit ist.

Veröffentlicht wurde das Spiel 2008 von der polnischen Firma City Interactive, welche nebst diversen anderen Spielen auch für die Vermächtnis-Adventure-Reihe, die Shooter-Serien Battlestrike und Terrorist Takedown sowie die Flieger-Spiele Combat Wings, Jet Fighter und Wings of Honour verantwortlich ist.

Die Kunst des Mordens handelt von einer jungen FBI-Agentin namens Nicole Bonnet, die gleich zu Beginn erstmal einen Kollegen verliert und den Rest des Spiels damit verbringt, sich auf der Jagd nach einem mysteriösen Serienmörder möglichst blöd anzustellen.

FBI-Frischling Nicole Bonnet

Die Geschichte ist in 10 Tage unterteilt, diese Unterteilung fällt im Verlauf der Handlung aber kaum auf und spielt auch inhaltlich kaum eine Rolle.
Die meiste Zeit über läuft die Heldin rum und tut, was man in Adventures eben so tut: Objekte anklicken, hin und wieder auch mal was einstecken, gelegentlich Dinge kombinieren, mit ein paar Leuten quatschen, das eine oder andere Rätsel lösen - unterbrochen von kurzen Zwischensequenzen.
Alles in allem nichts neues oder ungewöhnliches.

Aus dem Alltag einer FBI-Agentin

Zum Inhalt: mehrere Männer wurden in New York ermordet, ganz nach Azteken-Manier wurde ihnen mit einem rituellen Messer das Herz herausgeschnitten. Nicole muss rausfinden, wer der Mörder ist, was die Opfer verbindet und wo das Motiv liegt.
Ihr zur Seite steht ihr Partner Nick, der aber, drücken wir es mal so aus, eine eher bescheidene Rolle spielt.
Die Story wird zwar im Verlauf des Spiels durchaus interessant, doch gegen Ende auch etwas verworren. Das Ende selbst ist meiner Meinung nach alles andere als rund.

Die Storyline ist komplett linear, so linear, dass Nicole nichtmal einen Ort verlassen kann, solange sie dort nicht alles aufgelöst hat. Darüberhinaus gibt sie auch ständig Hinweise, die eigentlich nicht nötig wären: Ich sollte nach xx gehen, Ich sollte sofort xx davon erzählen, Ich muss gleich xx anrufen... Da fragt man sich, wozu man eigentlich das Spiel spielt und sich nicht gleich einen Film ansieht.

Blutrünstige Morde

Die Rätsel sind zum größten Teil nicht wirklich schwer, einige sind jedoch etwas zeitraubend. Das eigentliche Hauptprobleme des Spiels ist, dass man oft sehr früh weiß, was Sache ist, man aber Probleme hat, es der Protagonistin auch zu verklickern.
Da muss man dann nochmal alles ganz genau anklicken, möglichst noch in einer bestimmten Reihenfolge, bis auch ihr ein Licht aufgeht.

Manche - logisch sinnvolle - Handlungen sind oft gar nicht erst möglich, wie zB bevor man sich - natürlich ohne Waffe - bei Gangstern einschleicht, mal eben im Büro Bescheid zu sagen oder Verstärkung anzufordern.
Überhaupt scheint die Gute nicht unbedingt mit Hausverstand gesegnet zu sein: so meint sie gleich zu Beginn des Spiels, als ich im Lagerraum des FBI-Gebäudes erstmal Handschuhe, Plastikbeutel für Beweise und Luminol einpacken will, dass sie sowas ja nicht braucht - klar, wozu denn auch? Das Tolle an einem Serienmörder ist ja, dass er immer wieder zuschlägt, also kann man einfach das nächste mal Fingerabdrücke einsammeln.
Aber mal eben einen Feuerlöscher einstecken, ein Schlauchboot mitnehmen oder 'ne handvoll Erde in die Tasche packen, das ist kein Problem - sowas kann man ja immer wieder mal brauchen.

FBI-Büro

Und als sie gänzlich überraschend reines Heroin in einem wichtigen Beweisstück findet, will sie damit einfach nicht zu ihrem Vorgesetzten gehen - Zum Chief geh ich erst wieder, wenn ich was neues zu berichten habe. Ähm, ok.
Vermutlich wäre der auch nicht damit einverstanden gewesen, dass sie das Zeug über Nacht mit nach Hause nimmt, anstatt es im Depot abzugeben.

Werfen wir nochmal einen Blick auf die Rätsel - vieles davon ist Adventure-Standard: Ein fehlendes Teil für ein Gerät finden, Schalter in der richtige Kombination einstellen, etwas kaputtes reparieren. Einige der Rätsel waren jedoch einfach nur nervig und zeitraubend, ohne viel echte Knobelei zu erfordern - der einzige Zweck scheint hier gewesen sein, das Spiel zu verlängern.
Hierzu gehört zB das Schlüsselrätsel: um eine Tür aufschließen, muss man der Reihe nach 8 Schlüssel durchprobieren. Klar, erstmal muss man das eine oder andere Rätsel lösen, um an diese 8 Schlüssel ranzukommen, aber war es wirklich nötig, dass man dann alle 8 der Reihe nach ins Schloss stecken und sich die Meldung, dass er nicht passt, anhören muss?

Hochspannung

Den Vogel abgeschossen hat aber definitiv das Sessel-hops-Rätsel, denn das war schlicht und einfach unfair.
Die Heldin sitzt gefesselt auf einem Stuhl und muss - unter Zeitlimit - zur anderen Seite des Raumes hopsen - dabei muss sie löchrige Stellen im Fußboden und quietschende Dielen vermeiden, da sonst ein Gangster reinkommt und sie erschießt.
Nun gut, den löchrigen Stellen kann man ausweichen - aber welche Diele quietscht, erfährt man erst, wenn man draufhopst.
Man kommt also gar nicht drum herum, hier ein paarmal zu sterben.
Diese Art von Rätsel sind ein absolutes no-go und in höchstem Maß unfair gegenüber den Spielenden, sowas DARF in einem Adventure einfach nicht vorkommen. Man muss zumindest die theoretische Chance haben, das Spiel unbeschadet durchzuspielen.

Hinzu kommt, dass die Ladezeiten bei knapp 20 Sekunden liegen - was das für Spass macht, alle paar Minuten bei schwarzem Bildschirm zu warten, könnt ihr euch sicher denken.

Museum für präkolumbische Kunst

Noch ein paar Details zur Steuerung: wie bei Point & Click Adventures so üblich, wird komplett via Maus gesteuert.
Teilweise funktionierte die Steuerung aber nicht so wie sie sollte, manchmal musste ich mehrmals klicken, bis sich die Figur in Bewegung setzte oder sie erstmal an eine andere Position bugsieren, bevor sie ein angeklicktes Objekt auch tatsächlich ansah.

Ziemlich nutzlos war Nicoles PDA, mit dem sie telefonieren, Notizen machen und Fotos schießen konnte. Gut, die Notizenfunktion war nicht so schlecht, man brauchte sie zwar selten, aber wenigstens hatte sie praktischen Nutzen. Die Fotofunktion hingegen brauchte man im ganzen Spiel nur ein mal, und da war die Anwendung eigentlich unlogisch.
Was das Telefon betrifft: die meisten Anrufe wurden sowieso ohne mein Zutun bei bestimmten Aktionen getriggert, wenn Nicole außerhalb des vorgegebenen Handlungsverlaufs jemanden anrief, war prinzipiell nie jemand erreichbar.
Lediglich einmal erreichte ich im Sekretariat jemanden für ein Gespräch - bevor ich gleich darauf die dazugehörige Aktion triggerte, einen Anruf aus dem Sekretariat bekam, und genau das gleiche Gespräch nochmals führte.

PDA

Den Sound kann ich, alles in allem, bestenfalls als mittelmäßig beurteilen.
Die Sprecherin von Nicole war prinzipiell ganz gut, einige der Nebenrollen wirkten jedoch fast wie abgelesen.
Die Lautstärke der Sprecher/innen hat oft nicht zusammengepasst, Personen am Telefon und Telefonklingeln waren durchwegs erheblich lauter als Nicole, und auch bei Dialogen waren die beteiligten Personen oft unterschiedlich laut.
Die Musik fand ich auch nicht allzu eindrucksvoll, manchmal kam sie mir abgehakt vor- und sie war ebenfalls zu laut. Ich musste sie während des Spiels auf die Hälfte der Gesprächslautstärke zurückschrauben, weil ich sonst die Dialoge nicht mehr hören konnte.
Weiters fehlten bei mehreren anklickbaren Objekten offenbar die dazugehörigen Beschreibungstexte durch Nicole, denn es gab sehr wohl Untertitel dazu.
Etwas nervig war auch Nicoles Stöckelschuh-Geklapper, das selbst dann zu hören war, wenn sie in Wanderschuhen rumstapfte.
Nur der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Figuren oft noch den Mund bewegten, nachdem sie längst zu sprechen aufgehört hatten.

Impressionen

Die Grafik ist in Ordnung, aber nicht besonders herausragend. Das Veröffentlichungsdatum 2008 sieht man dem Spiel nicht unbedingt an.
Im Vergleich zu anderen Adventures gibt es auch relativ wenige Schauplätze. Die erste Hälfte der Handlung spielt fast ausschließlich an drei Orten: dem FBI-Gebäude, dem Museum und einem verlassenen Haus.
Im Gegensatz zu anderen Spielen, die am Anfang ihr ganzes Pulver verschießen und gegen Ende hin eher wenige neue Handlungsorte einführen, ist es hier umgekehrt: die spannendsten Gegenden tauchen erst in der zweiten Hälfte des Spiels auf.

Im sonniges Peru

Von anderen Adventure-Detektivinnen unterscheidet sich Nicole Bonnet wenig: dunkle Haare, üppige Lippen... lediglich einen Tick begriffsstutziger.
Sie hat keinen ausgeprägten Charakter und die Tatsache, dass sie sich oft extrem dumm anstellt, bewirkt nicht nur, dass man sich nicht in sie hineinversetzen kann, sondern ganz im Gegenteil, dass man sie als widerspenstiges Gegenstück sieht, das einfach nicht kapieren will, was Sache ist.
Anstatt die Geschichte mitzuerleben, wird nur umso deutlicher, dass man außerhalb steht und zu steuern versucht. So entsteht einfach keine packende Atmosphäre.

Das Ende des Spiels ist, wie bereits oben erwähnt, etwas seltsam. Zwar ist spätestens ab der Hälfte des Spiels der Täter offensichtlich, auch wenn Nicole das bis zuletzt nicht erkennt - trotzdem habe ich mir eine etwas detailiertere Aufklärung erwartet und war vom Schluss ein wenig enttäuscht.

Tomb Raider?

Besonders negativ fiel mir das Laden und Speichern auf, denn das dauerte viel zu lange. Knapp 40 Sekunden, um in einem ohnehin linearen Adventure meinen Spielstand zu speichern, bei gerademal 3 Objekten im Inventory? Das muss doch nicht sein.

Insgesamt war das Spiel eher kurz, in ein bis zwei Tagen ist man durch.
Der Spaßfaktor ist auch eher bescheiden, mitfiebern ist nicht drin.

Die 5-9 Euro, die die Budget-Version derzeit kostet, sind gerade noch ok, mehr würde ich dafür definitiv nicht ausgeben.

Meine Bewertung: 5.5 von 10 Punkten.

Freitag, 8. Oktober 2010

Review: Age of Mythology


Age of Mythology ist ein Echtzeitstrategiespiel aus dem Jahr 2002. Entwickelt wurde es von Ensemble Studios und veröffentlicht von Microsoft. Letzteres hat mich ehrlich gesagt überrascht, ich wusste nicht, dass die noch was anderes machen außer Solitair und Minesweeper.

Age of Mythology wird zur Age-of-Empires-Reihe gezählt, von denen es sich inhaltlich erheblich unterscheidet - was mir aber nicht viel sagt, da mir diese gänzlich unbekannt ist.

In dem Spiel übernimmt man die Rolle des atlantischen Helden Arkantos sowie seiner Verbündeten, welche sich auf abenteuerlichen Reisen mit diversen Bösewichten, fremden Kulturen und unterschiedlichen Göttern auseinandersetzen müssen.

Held von Beruf: Arkantos

Die mythologischen Hintergründe werden dabei mit sehr viel künstlerischer Freiheit in die Handlung eingewoben.
Das Ergebnis war letztendlich gar nicht so schlecht, obwohl der Anfang alles andre als gut lief.

Also: CD rein, auf Installieren klicken und erstmal warten, während die Kiste ackert.
Kurz darauf kommt auch schon die erste Fehlermeldung: eine Datei kann nicht gelesen werden. Erstaunlicherweise gibt es die Option, den Fehler zu ignorieren und weiterzuinstallieren. Diese Option nehme ich noch ungefähr 15x in Anspruch, bis die Installation endlich abgeschlossen ist.

Ich starte das Spiel und blicke gleich mal nicht durch: Ich höre Stimmen, sehe aber niemanden. Ich soll eine Figur wohin steuern, aber da ist keiner. Ich muss die Stadt verteidigen, aber die glänzt durch Abwesenheit.
Gähnende Leere, lediglich der blanke Boden ist zu sehen.

Nix da.

Ein wenig Google-Recherche offenbart: dieses Problem hatten schon andere. Interessanterweise betrifft es nicht nur die Original Spiel-CD sondern auch solche CDs die Spielemagazinen beilagen. Ich packe die Datei mit den Modellen also manuell in das passende Verzeichnis - dabei gab es übrigens nicht den Hauch eines Lesefehlers, nichtmal ein sanftes Rattern. Auf das manuelle Kopieren der anderen Dateien, allesamt Sounddateien, verzichte ich jedoch, da ich
  • es nicht als meine Aufgabe ansehe, irgendwelche Installationsaufgaben zu übernehmen
  • keine Lust darauf habe, mich durch diverse Unterordner und Unterunterordner auf CD und HD zu wühlen und
  • die Sounddateien offenbar sowieso nicht 1:1 verschoben werden können, sondern im Rahmen der regulären Installation auch umbenannt werden - die Arbeit tu ich mir echt nicht an.
Der zweite Anlauf sieht dann auch gleich viel besser aus: da sind doch tatsächlich Häuser, Bäume und Leute zu sehen.

Prachtvolles Atlantis.

Jetzt kanns wirklich losgehen!
In der ersten von 32 Missionen verteidigen Held Arkantos und seine Mannen den Hafen von Atlantis vor riesigen Kraken und fiesen Piraten.
In den folgenden Missionen müssen sich die Helden nicht nur mit einem machtgeilen Zyklopen rumschlagen, sondern auch noch bei der Belagerung von Troja mitmischen und durch den Hades marschieren, bevor sie schließlich in Ägypten landen.
Auch die Ägyptenkampagnen sind sehr abwechslungsreich: ein mystisches Schwert ausgraben, Geleitschutz für den Totenwagen mit den Leichenteilen von Osiris oder einen riesigen Baum fällen gehören dazu.
Im letzten Teil des Spiels bekommen man es mit der dritten Kultur zu tun: den Wikingern.
In Eis und Schnee macht man nun Bekanntschaft mit Wölfen, Riesen und Zwergen, muss eine Zwergenschmiede verteidigen, verfeindete Wikingerklane in einen Hinterhalt locken und eine riesige Pfeilwurzel ausbuddeln, bevor es zum Ende des Spiels wieder zurück nach Atlantis geht.

Vielseitige Spielumgebung.

Insgesamt ist das Spiel wirklich abwechslungsreich, die Missionen sind unterhaltsam und erfordern unterschiedliche Strategien.

Man ist natürlich nicht die ganze Zeit mit Kämpfen beschäftigt, es bedarf auch der entsprechenden Vorbereitung. Man muss sich mit den vorhandenen Ressourcen arrangieren und idealerweise schnellstmöglich in höhere Zeitalter aufsteigen, Gebäude müssen gebaut, aufgerüstet oder verbessert werden.

Eine der griechischen Missionen.

Während des Spiels steuert man unterschiedliche Geschöpfe:
Da wären zuerst die regulären Arbeiter/innen zu nennen, welche Gold abbauen, Holz fällen, Felder bewirtschaften und Gebäude bauen.
Hinzu kommen unterschiedliche Arten von Truppen: Infanterie, Kavallerie, Belagerungswaffen oder auch Heldinnen und Helden.
Eine Besonderheit stellen die mythischen Einheiten dar, die sich nicht nur nach Kultur, sondern auch nach gewählter Gottheit unterscheiden: zB Minotauren, Zyklopen, Kolosse oder Hydras bei den Griechen, Sphinken, Skarabäen, Meeresschildkröten oder Anubiten bei den Ägyptern, Walküren, Trolle, Kampfeber oder diverse Riesen bei den Wikingern, um nur ein paar zu nennen.

Impressionen.

Die drei Völker, ihre Gebäude, Truppen und Heimatländer sind dabei sehr unterschiedlich dargestellt:
Überwiegend grün und üppig ist die Landschaft bei den Griechen, zu den regulären Truppen zählen neben berittenen Soldaten und Fußvolk mit Bogen oder Speer auch Zentauren, Katapulte und Belagerungstürme.
Bei den Ägyptern findet man Palmen, Zebras, Giraffen und Krokodile und natürlich eine Menge Sand. In den Siedlungen stehen Obelisken zu Ehren der Götter, gekämpft wird mit Streitwagen, Kamelreitern, Steinschleudern und Kampfelefanten - an der Spitze steht natürlich ein Pharao.
Kalt und eisig ist es hingegen bei den Wikingern, herumziehende Ochsenwagen sammeln die Ressourcen ein, Wolfsrudel lauern auf Beute und der Gebäudebau wird von Infantristen übernommen - an Truppen sind Axtwerfer, Walküren und tragbare Rammen zu nennen.

Ägypten.

Die unterirdischen Missionen stechen ebenfalls optisch hervor, wie auch jene, in denen Seeschlachten eine große Rolle spielen.

Bis auf die Zwischensequenzen, in denen man die doch recht kantigen Figuren in Großaufnahme sieht, ist die Grafik meiner Meinung nach durchaus noch ansehentlich - obwohl das Spiel nicht mehr zu den jüngsten zählt.
Lobenswerterweise sind die einzelnen Zwischensequenzen relativ kurz, mit überraschend wenig sinnleerem Gefasel bringen sie flott die Story voran.



Etwas anders sieht die Sache beim Sound aus.
So hatte ich zwar während der Zwischensequenzen Audio, und die Sprecher waren auch durchwegs professionell - auch wenn der furchtbare Akzent der ägyptischen Priesterin Mordgelüste in mir weckte.
Während des eigentlichen Spiels blieb jedoch alles stumm, was offensichtlich mit den Problemen während der Installation zusammenhing. Beim Durchstöbern der CD fand ich jedenfalls eine Menge Geräusche, Sätze und auch Musik, welche das Spiel sicher um einiges bereichert hätten.
Das gibt natürlich ein dickes Minus.

Bösewicht: Zyklop Gargarensis.

Gesteuert wird hauptsächlich mit der Maus, es gibt jedoch auch einige Befehle, die man mit dem Keyboard aufrufen kann. Insgesamt ist die Steuerung erstaunlich intuitiv und sehr schnell zu erlernen. Obwohl es eine Menge an Knöpfen gibt, bleibt alles übersichtlich.
Besonders hervorheben möchte ich die in-game Hilfe, die kaum Gelegenheit bietet, nicht durchzublicken - wäre da nicht ein kleines Manko: einige Texte sind zu lang für das Fenster, in dem sie stehen. Da man in diesen nicht immer scrollen kann heißt das, dass man manchmal eben nicht alles lesen kann. Blöde Sache.

Ausführliche Hilfstexte und Beschreibungen.

Age of Mythology bietet insgesamt vier Schwierigkeitsstufen: leicht, mittel, schwer und Titan. Ich als Strategiespielmuffel spielte hauptsächlich auf Stufe mittel, welche gerade richtig war, um ein wenig Herausforderung zu bieten und dabei weder langweilte, noch frustrierte oder das Spiel unnötig langzog.

Neben den Kampagnen gibt es auch noch die Option eines Zufallskartenspiels gegen Computergegner und einen Mehrspielermodus. Letzteres konnte ich aufgrund von Mehrspielermangel nicht testen, die Zufallskarten fand ich jedoch ein wenig enttäuschend: zu wenige und zu klein für meinen Geschmack.

Was die Atmosphäre betrifft: natürlich identifiziert man sich bei einem Spiel wie Age of Mythology nicht auf dieselbe Art und Weise mit der Hauptfigur, wie bei einem 3rd-Person-Game, dennoch kann man sich reinsteigern und ordentlich mit seinen Truppen mitfiebern.

Darüberhinaus machte das Spiel wirklich Spaß und wurde kein bisschen langweilig - die Kampagnen waren wunderbar vielfältig und boten unterschiedlichste Herausforderungen.

Flucht durch Eis und Schnee.

Zum Schluss noch ein Blick auf die Verpackung: die Screenshots darauf wurden mit der besten Grafikeinstellung gemacht, versprechen aber nichts, was sie nicht halten würden. Die Bescheibung fällt, wie das so üblich ist, natürlich enthusiastisch aus ("atemberaubende 3D-Welt", "spannende Handlung","revolutionäres Auswahlsystem"), bleibt im Großen und Ganzen aber bei der Wahrheit.
Lediglich mit der Formulierung "9 Kulturen - Griechen, Wikinger und Ägypter - sie alle verfügen über 3 verschiedene Kulturen und Götter" bin ich nicht ganz einverstanden. Die Unterschiede, die aus der Wahl eines Hauptgottes erfolgen, sind meiner Meinung nach nicht so groß, als dass man sie als eigene Kultur bezeichnen könnte.

Fazit: Der große Minuspunkt waren die Installationsprobleme und der fehlende Sound. Darüber hinaus stieß ich auch auf einen üblen Bug im Spiel: eine Mission ließ sich trotz dreimaligem Anlauf nicht beenden und ich musste mich in die nächste Kampagne cheaten.

Dennoch: das Spiel ist - trotz Installationsproblemen - auch heute noch sein Geld wert (derzeit rund 10 Euro bei Amazon).

Meine Gesamtbewertung daher: großzügige 7.5 Punkte (ohne den Ärger mit Sound und Installation wäre das mindestens 9.5 geworden).