Freitag, 8. Oktober 2010

Review: Age of Mythology


Age of Mythology ist ein Echtzeitstrategiespiel aus dem Jahr 2002. Entwickelt wurde es von Ensemble Studios und veröffentlicht von Microsoft. Letzteres hat mich ehrlich gesagt überrascht, ich wusste nicht, dass die noch was anderes machen außer Solitair und Minesweeper.

Age of Mythology wird zur Age-of-Empires-Reihe gezählt, von denen es sich inhaltlich erheblich unterscheidet - was mir aber nicht viel sagt, da mir diese gänzlich unbekannt ist.

In dem Spiel übernimmt man die Rolle des atlantischen Helden Arkantos sowie seiner Verbündeten, welche sich auf abenteuerlichen Reisen mit diversen Bösewichten, fremden Kulturen und unterschiedlichen Göttern auseinandersetzen müssen.

Held von Beruf: Arkantos

Die mythologischen Hintergründe werden dabei mit sehr viel künstlerischer Freiheit in die Handlung eingewoben.
Das Ergebnis war letztendlich gar nicht so schlecht, obwohl der Anfang alles andre als gut lief.

Also: CD rein, auf Installieren klicken und erstmal warten, während die Kiste ackert.
Kurz darauf kommt auch schon die erste Fehlermeldung: eine Datei kann nicht gelesen werden. Erstaunlicherweise gibt es die Option, den Fehler zu ignorieren und weiterzuinstallieren. Diese Option nehme ich noch ungefähr 15x in Anspruch, bis die Installation endlich abgeschlossen ist.

Ich starte das Spiel und blicke gleich mal nicht durch: Ich höre Stimmen, sehe aber niemanden. Ich soll eine Figur wohin steuern, aber da ist keiner. Ich muss die Stadt verteidigen, aber die glänzt durch Abwesenheit.
Gähnende Leere, lediglich der blanke Boden ist zu sehen.

Nix da.

Ein wenig Google-Recherche offenbart: dieses Problem hatten schon andere. Interessanterweise betrifft es nicht nur die Original Spiel-CD sondern auch solche CDs die Spielemagazinen beilagen. Ich packe die Datei mit den Modellen also manuell in das passende Verzeichnis - dabei gab es übrigens nicht den Hauch eines Lesefehlers, nichtmal ein sanftes Rattern. Auf das manuelle Kopieren der anderen Dateien, allesamt Sounddateien, verzichte ich jedoch, da ich
  • es nicht als meine Aufgabe ansehe, irgendwelche Installationsaufgaben zu übernehmen
  • keine Lust darauf habe, mich durch diverse Unterordner und Unterunterordner auf CD und HD zu wühlen und
  • die Sounddateien offenbar sowieso nicht 1:1 verschoben werden können, sondern im Rahmen der regulären Installation auch umbenannt werden - die Arbeit tu ich mir echt nicht an.
Der zweite Anlauf sieht dann auch gleich viel besser aus: da sind doch tatsächlich Häuser, Bäume und Leute zu sehen.

Prachtvolles Atlantis.

Jetzt kanns wirklich losgehen!
In der ersten von 32 Missionen verteidigen Held Arkantos und seine Mannen den Hafen von Atlantis vor riesigen Kraken und fiesen Piraten.
In den folgenden Missionen müssen sich die Helden nicht nur mit einem machtgeilen Zyklopen rumschlagen, sondern auch noch bei der Belagerung von Troja mitmischen und durch den Hades marschieren, bevor sie schließlich in Ägypten landen.
Auch die Ägyptenkampagnen sind sehr abwechslungsreich: ein mystisches Schwert ausgraben, Geleitschutz für den Totenwagen mit den Leichenteilen von Osiris oder einen riesigen Baum fällen gehören dazu.
Im letzten Teil des Spiels bekommen man es mit der dritten Kultur zu tun: den Wikingern.
In Eis und Schnee macht man nun Bekanntschaft mit Wölfen, Riesen und Zwergen, muss eine Zwergenschmiede verteidigen, verfeindete Wikingerklane in einen Hinterhalt locken und eine riesige Pfeilwurzel ausbuddeln, bevor es zum Ende des Spiels wieder zurück nach Atlantis geht.

Vielseitige Spielumgebung.

Insgesamt ist das Spiel wirklich abwechslungsreich, die Missionen sind unterhaltsam und erfordern unterschiedliche Strategien.

Man ist natürlich nicht die ganze Zeit mit Kämpfen beschäftigt, es bedarf auch der entsprechenden Vorbereitung. Man muss sich mit den vorhandenen Ressourcen arrangieren und idealerweise schnellstmöglich in höhere Zeitalter aufsteigen, Gebäude müssen gebaut, aufgerüstet oder verbessert werden.

Eine der griechischen Missionen.

Während des Spiels steuert man unterschiedliche Geschöpfe:
Da wären zuerst die regulären Arbeiter/innen zu nennen, welche Gold abbauen, Holz fällen, Felder bewirtschaften und Gebäude bauen.
Hinzu kommen unterschiedliche Arten von Truppen: Infanterie, Kavallerie, Belagerungswaffen oder auch Heldinnen und Helden.
Eine Besonderheit stellen die mythischen Einheiten dar, die sich nicht nur nach Kultur, sondern auch nach gewählter Gottheit unterscheiden: zB Minotauren, Zyklopen, Kolosse oder Hydras bei den Griechen, Sphinken, Skarabäen, Meeresschildkröten oder Anubiten bei den Ägyptern, Walküren, Trolle, Kampfeber oder diverse Riesen bei den Wikingern, um nur ein paar zu nennen.

Impressionen.

Die drei Völker, ihre Gebäude, Truppen und Heimatländer sind dabei sehr unterschiedlich dargestellt:
Überwiegend grün und üppig ist die Landschaft bei den Griechen, zu den regulären Truppen zählen neben berittenen Soldaten und Fußvolk mit Bogen oder Speer auch Zentauren, Katapulte und Belagerungstürme.
Bei den Ägyptern findet man Palmen, Zebras, Giraffen und Krokodile und natürlich eine Menge Sand. In den Siedlungen stehen Obelisken zu Ehren der Götter, gekämpft wird mit Streitwagen, Kamelreitern, Steinschleudern und Kampfelefanten - an der Spitze steht natürlich ein Pharao.
Kalt und eisig ist es hingegen bei den Wikingern, herumziehende Ochsenwagen sammeln die Ressourcen ein, Wolfsrudel lauern auf Beute und der Gebäudebau wird von Infantristen übernommen - an Truppen sind Axtwerfer, Walküren und tragbare Rammen zu nennen.

Ägypten.

Die unterirdischen Missionen stechen ebenfalls optisch hervor, wie auch jene, in denen Seeschlachten eine große Rolle spielen.

Bis auf die Zwischensequenzen, in denen man die doch recht kantigen Figuren in Großaufnahme sieht, ist die Grafik meiner Meinung nach durchaus noch ansehentlich - obwohl das Spiel nicht mehr zu den jüngsten zählt.
Lobenswerterweise sind die einzelnen Zwischensequenzen relativ kurz, mit überraschend wenig sinnleerem Gefasel bringen sie flott die Story voran.



Etwas anders sieht die Sache beim Sound aus.
So hatte ich zwar während der Zwischensequenzen Audio, und die Sprecher waren auch durchwegs professionell - auch wenn der furchtbare Akzent der ägyptischen Priesterin Mordgelüste in mir weckte.
Während des eigentlichen Spiels blieb jedoch alles stumm, was offensichtlich mit den Problemen während der Installation zusammenhing. Beim Durchstöbern der CD fand ich jedenfalls eine Menge Geräusche, Sätze und auch Musik, welche das Spiel sicher um einiges bereichert hätten.
Das gibt natürlich ein dickes Minus.

Bösewicht: Zyklop Gargarensis.

Gesteuert wird hauptsächlich mit der Maus, es gibt jedoch auch einige Befehle, die man mit dem Keyboard aufrufen kann. Insgesamt ist die Steuerung erstaunlich intuitiv und sehr schnell zu erlernen. Obwohl es eine Menge an Knöpfen gibt, bleibt alles übersichtlich.
Besonders hervorheben möchte ich die in-game Hilfe, die kaum Gelegenheit bietet, nicht durchzublicken - wäre da nicht ein kleines Manko: einige Texte sind zu lang für das Fenster, in dem sie stehen. Da man in diesen nicht immer scrollen kann heißt das, dass man manchmal eben nicht alles lesen kann. Blöde Sache.

Ausführliche Hilfstexte und Beschreibungen.

Age of Mythology bietet insgesamt vier Schwierigkeitsstufen: leicht, mittel, schwer und Titan. Ich als Strategiespielmuffel spielte hauptsächlich auf Stufe mittel, welche gerade richtig war, um ein wenig Herausforderung zu bieten und dabei weder langweilte, noch frustrierte oder das Spiel unnötig langzog.

Neben den Kampagnen gibt es auch noch die Option eines Zufallskartenspiels gegen Computergegner und einen Mehrspielermodus. Letzteres konnte ich aufgrund von Mehrspielermangel nicht testen, die Zufallskarten fand ich jedoch ein wenig enttäuschend: zu wenige und zu klein für meinen Geschmack.

Was die Atmosphäre betrifft: natürlich identifiziert man sich bei einem Spiel wie Age of Mythology nicht auf dieselbe Art und Weise mit der Hauptfigur, wie bei einem 3rd-Person-Game, dennoch kann man sich reinsteigern und ordentlich mit seinen Truppen mitfiebern.

Darüberhinaus machte das Spiel wirklich Spaß und wurde kein bisschen langweilig - die Kampagnen waren wunderbar vielfältig und boten unterschiedlichste Herausforderungen.

Flucht durch Eis und Schnee.

Zum Schluss noch ein Blick auf die Verpackung: die Screenshots darauf wurden mit der besten Grafikeinstellung gemacht, versprechen aber nichts, was sie nicht halten würden. Die Bescheibung fällt, wie das so üblich ist, natürlich enthusiastisch aus ("atemberaubende 3D-Welt", "spannende Handlung","revolutionäres Auswahlsystem"), bleibt im Großen und Ganzen aber bei der Wahrheit.
Lediglich mit der Formulierung "9 Kulturen - Griechen, Wikinger und Ägypter - sie alle verfügen über 3 verschiedene Kulturen und Götter" bin ich nicht ganz einverstanden. Die Unterschiede, die aus der Wahl eines Hauptgottes erfolgen, sind meiner Meinung nach nicht so groß, als dass man sie als eigene Kultur bezeichnen könnte.

Fazit: Der große Minuspunkt waren die Installationsprobleme und der fehlende Sound. Darüber hinaus stieß ich auch auf einen üblen Bug im Spiel: eine Mission ließ sich trotz dreimaligem Anlauf nicht beenden und ich musste mich in die nächste Kampagne cheaten.

Dennoch: das Spiel ist - trotz Installationsproblemen - auch heute noch sein Geld wert (derzeit rund 10 Euro bei Amazon).

Meine Gesamtbewertung daher: großzügige 7.5 Punkte (ohne den Ärger mit Sound und Installation wäre das mindestens 9.5 geworden).

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