Montag, 23. April 2012

Review: Harry Potter und der Halbblutprinz



Mit "Harry Potter und der Halbblutprinz" nähern wir uns langsam dem Ende der Serie - wobei das tatsächliche Ende sich wohl noch eine Weile hinauszögern wird, zumindest solange, bis ich für die letzten beiden Teile einen Rechner aufgetrieben habe, der die Minimalanforderungen erfüllt und ein akzeptables Spielen ermöglicht.

Entwickelt wurde das Spiel von EA Bright Light, ein zu Electronic Arts gehörendes Studio aus England, dessen Ursprünge auf Bullfrog zurückgehen, von welchen das geniale Dungeon Keeper stammt. Im Jänner dieses Jahres wurde das Studio von EA dichtgemacht. Veröffentlicht wurde das Spiel 2009.

Auf der Verpackung wird auf drei Tätigkeiten hingewiesen: Zaubertränke brauen, duellieren und Quidditch. Die drei Screenshots zeigen diese drei Tätigkeiten, es wird nichts versprochen, was im Spiel nicht gehalten wird. Das Handbuch umfasst 16 Seiten und ist diesmal ausschließlich auf deutsch gehalten.

Wie auch die Vorgänger ist das Spiel wohl am ehesten dem Action-Genre zuzurechnen. Die Installation dauerte rund eine Stunde, lief ansonsten aber problemlos ab. Interessanterweise kann man aus 16 verschiedenen Sprachen auswählen - sicher hilfreich, wenn man mal seine Schwedisch- oder Tschechisch-Kenntnisse aufpolieren will.  

Harry im 6. Schuljahr

Danach folgte das Intro, das die Vorgänge in Spinner's End zeigt, bevor das Spiel begonnen werden kann.
Wie schon Teil 5 startete auch Teil 6 automatisch mit einer Auflösung von 512x384 Pixeln. Als erstes war also mal Einstellungen raufschrauben angesagt. Schwierigkeitsgrade gibt es im Gegensatz zu "Orden des Phönix" diesmal nicht.

Die Steuerung erfolgt mit Maus und Tastatur oder mit einem Gamepad. Leider gehörte meines auch dieses mal nicht zum erlesenen Kreis der auserwählten und unterstützten Gamepads. Allerdings war die Maus- und Tastatursteuerung besser umgesetzt als in Teil 5, Harry konnte sich mit der Maus umsehen. Die Tasten waren, soweit ich mich erinnere, nicht frei belegbar, allerdings war die Voreinstellung nachvollziehbar und gut zu verwenden.

Die Grafik war auf meinem Laptop nicht wirklich besser als in Teil 5, stellenweise eher schlechter - nun ja, hier stößt meine Onboard-Grafikkarte wohl an ihre Grenzen. Leuchtende Glanzeffekte im Haar, wie ich sie in Trailern und anderen Screenshots bewundern konnte, gab es bei mir leider nicht zusehen - dafür aber hin und wieder Löcher, durch die man durch Köpfe hindurchsehen konnte. Einige Figuren, speziell Ginny und Hermione, sahen stellenweise sogar zum Fürchten aus.

Ginny und Hermione

Dafür war die Musik in Ordnung, nicht ganz so gut wie in Teil 5, aber passend und die Stimmung unterstreichend. Hermiones Stimme kam mir auch nicht ganz so quietsch-kreischig vor wie im Vorgänger.

Nach den 5 bisherigen Spielen habe ich mich vor Teil 6 konkret gefragt, was für Erwartungen ich diesmal habe. Folgende Punkte schienen mir wichtig:
  • Hogwarts frei erforschen zu können wie in Teil 5
  • Slughorn musste eine halbwegs bedeutsame Rolle spielen
  • Harry musste mit Dumbledore unterwegs sein
Prinzipiell wurden diese Erwartungen erfüllt. Der Storyline des Filmes wurde teilweise gefolgt, vielleicht sogar mehr als in Teil 5. Natürlich musste wieder gekürzt werden, viel Handlung lief in Zwischensequenzen ab.

Horace Slughorn

Mit wenigen Ausnahmen lief Harry diesmal nicht mit Ron und Hermione im Schleppau rum. Witzig war, als man kurz Ron spielte durfte, der unter Einfluss des Liebestranks stand und alles in rosa und mit Herzchen sah.Während einem Quidditch-Match hat man auch mal die Rolle von Ginny übernommen.

Ron, verliebt

Insgesamt gab es aber weniger bekannte Gesichter als in Teil 5: unter anderem durfte Dumbledore zwei Privatstunden geben und in der Höhle seine Zauberkünste demonstrieren, wenn auch nur in einer Zwischensequenz, Luna spielte an zwei Stellen eine kleine Rolle, Flitwick durfte überhaupt nur wortlos rumstehen (er ließ sich allerdings quer durch den Raum schieben)... Snapes Rolle war erwartungsgemäß größer als in den übrigen Teilen, hätte aber durchaus umfangreicher sein können. Leider sah er, wie auch schon in Teil 5, etwas seltsam aus - im Gegensatz zu den anderen Figuren ähnelt er kaum seinem Darsteller aus den Filmen.

Ein etwas plattgedrückt aussehender Snape

Das Spiel baut auf dem selben Hogwarts auf wie Orden des Phönix, einige Gebiete sind neu dazugekommen, einige wurden entfernt, einige sind nun wo anders und einige sind zu etwas anderem geworden. Im Großen und Ganzen blieb die Grundarchitektur aber die selbe. Praktischerweise gab es diesmal neben den wichtigsten Orten und Portraitabkürzungen Beschriftungen, die zeigten, was sich dort verbirgt.

Die Marauder's Map war diesmal nutzlos, sie wurde nur kurz eingeblendet, wenn ein neues Gebiet freigeschaltet wurde. Um sich nicht zu verlaufen, musste diesmal Nearly Headless Nick herhalten: wann immer man wo hin wollte, konnte man ihn rufen und sich hinführen lassen. Das ganze kam mir ein wenig zu übertrieben vor, er war zwar im Buch durchaus nett und hilfsbereit, aber ständig Harry quer durch Hogwarts geleiten? Da ich inzwischen die nicht immer logische Architektur von Hogwarts verinnerlicht hatte, war es aber ohnehin nicht oft nötig, auf Nick zurückzugreifen.

Gryffindor Duellierclub

Die auf dem Cover erwähnten Tätigkeiten - brauen, duellieren, Quidditch - spielen in der Tat eine große Rolle im Spiel. Bei all diesen Beschäftigungen konnte man auch Badges gewinnen, zB den Speedy Brewer Badge oder den Precision Flyer Badge.

Das Brauen der Zaubertränke war ganz interessant: der Reihe nach musste man verschiedene Zutaten in den Kessel gießen, umrühren oder aufkochen, bis eine bestimmte Farbe erreicht wurde. Einige Flaschen mussten auch geschüttelt werden und konnten einem um die Ohren fliegen, und wenn man was falsch machte, hat es auch schon mal wild gequalmt.
Leider ging beim Hinzufügen der Zutaten öfter mal was daneben, weil nicht immer erkennbar war, ob eine Flasche sich schon direkt über dem Kessel befand oder davor oder dahinter - aber immerhin hat mir das einen Messy Brewer Badge eingebracht.

Brauen eines Zaubertranks

Das Quidditch spielen ging auch überraschend gut - diesmal musste Harry durch Sterne fliegen, gelegentlich auch Kürbisdummys oder Gegner wegrempeln, bis er den Snitch in Händen hielt. Das Steuern war diesmal sehr einfach, kein Vergleich zum Hippogriff-Fliegen in Teil 3! Eigentlich steuerte das Spiel von allein, nur gelegentlich war ein leichtes Nachjustieren nötig, um einen Stern nicht zu verfehlen.

Duellieren war auch einfach, allerdings habe ich in den Duellierclubs nur getan, was nötig war. Das Ausführen der Zauber wurde wieder über Mausbewegungen geregelt. Selbst einen Kampf anzetteln, wie in Teil 5, konnte man diesmal nicht, man musste schon warten, bis man angegriffen wurde. Eingesetzt wurden die erlernten Fertigkeiten in diversen Kämpfen gegen Slytherinbösewichter oder Death Eater. Die Kämpfe waren eigentlich zu simpel: man musste lediglich mit einem Petrificus Totalus beginnen, womit die Bösen bewegungsunfähig gemacht wurden, und dann so lange Stupor nachwerfen, bis sie k.o. waren. Kampftechnisch gab es dadurch keine einzige wirkliche Herausforderung im ganzen Spiel, im Gegensatz etwa zu Orden des Phönix, wo Harry, trotz Unterstützung durch Ron und Hermione, nach einem missglückten Duell auch mal im Krankenflügel landen konnte. Hier wird er ohne weiters mit Death Eatern, Greyback und Bellatrix fertig, ohne selbst auch nur einen einzigen Treffer abzubekommen.

Kampf gegen Fenrir Greyback

Neu dazugekommen ist das Sammeln von Wappen und Miniwappen. Die Wappen waren kreuz und quer in Hogwarts versteckt, einige konnten einfach aufgesammelt werden, bei anderen musste man zu Tricks greifen: zerstören, um sie durch ein Gitter zu bekommen und sie dann wieder reparieren, mit explodierenden Kesseln aus der Wand sprengen, davor wachsendes Grünzeug abfackeln, sie aus hängenden Bannern schütteln... Einige waren nur auf ziemlich nervigem Weg zu erreichen, wenn etwa ein Wappen aus der Wand geschlagen werden sollte, indem man so etwas unförmiges wie eine Bank oder eine Vase zielgenau darauf schleudern sollte.

Noch lästiger war die Sache mit den Miniwappen: diese waren dort versteckt, wo die Umgebung funkelte. Um an die Wappen zu kommen, musste man Depulso zaubern, also mit der Maus klicken. Zu den Verstecken zählten so ungefähr 90% aller Lichtquellen, die Miniwappen tauchten auch immer wieder auf's neue auf, wenn man daran vorbei lief. Das war irgendwann nicht mehr besonders lustig.


Miniwappen sammeln

Schade auch, dass es nicht mehr annähernd so viel zu entdecken gab wie in Teil 5: dort konnte man Vasen, Simse, Regenrinnen reparieren, Teppiche zurückschlagen, Ritterrüstungen aufstellen, Holztafeln freilegen, Kamine und Fackeln anzünden, an vielen Stellen rumklettern, alle möglichen Objekte verzaubern... Hier: nichts, außer unter Fackeln und Laternen mal zu klicken, um die Miniwappen einzusammeln. Das hat das Spiel schnell langweilig gemacht.

Die Atmosphäre war leider nicht ganz so gut wie in Teil 5. Dort war es ziemlich belebt, überall haben Schülerinnen und Schüler miteinander geredet - auch wenn sich die Dialoge immer wiederholt haben. Diesmal liefen sie irgendwie wie in Trance herum, bei Gesprächen wurde ein Satz gesagt, dann schwiegen sie sich an und gingen wieder ihrer Wege. Interessanterweise konnten sie diesmal auch auf der großen Treppe rumlaufen - und Slytherins wie auch Ravenclaws liefen ohne Probleme in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum rein, weil das Portrait der Fetten Dame sofort aufsprang, sobald irgendjemand draußen vorbei lief - sowas!

Schade auch, dass es Koboldstein, Knallpoker und Schach nicht mehr gab, das hatte die Innenhöfe, Räume und Gänge viel belebter und realistischer wirken lassen.
Auch ein wenig ooc fand ich, dass Harry, der in Teil 5 anderen nicht mal seinen Geschichtsaufsatz leihen wollte, plötzlich für jeden Hinz und Kunz Tränke braute.

Quidditch-Match

Wie auch schon in Teil 5 konnte man nach Beenden der eigentlichen Storyline weiterspielen und die fehlenden Wappen oder Badges einsammeln, wodurch das Spiel wieder einen nicht ganz abgeschlossenen Eindruck hinterließ.

Bugs gab es dafür keine, auch das Speichern funktionierte diesmal problemlos und ohne Fehler (wenn ich mich nicht irre, ging es allerdings nicht während Duellen oder dem Brauen - was aber ok ist).

Zum Fazit:
+ Zaubertränke brauen war grundsätzlich interessant
+ die Steuerung war geradezu paradiesisch im Vergleich zu Teil 5 (oder gar Teil 4 *schauder*)
- Wappen sammeln wird schnell langweilig, sonst kann man nur brauen, duellieren, Quidditch spielen
- nichts zu entdecken (außer Wappen *schnarch*)

Bewertung: 6 Punkte.

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