Dienstag, 20. Juli 2010

Review: Gorky Zero


Gorky Zero ist ein Stealth-Action-Spiel, welches von dem polnischen Metropolis Software House entwickelt und 2004 veröffentlicht wurde. Es ist ein Prequel zu dem 1999 entstandenen rundenbasiertem Strategiespiel Gorky 17 (das ich allerdings nie gespielt habe).

Der Held des Spieles ist, wie auch in Gorky 17, ein NATO Special Forces Soldat namens Cole Sullivan, der zu einer Forschungseinrichtung in der Ukraine geschickt wird, wo eine terroristische Sekte via Gehirnwäsche Leute in fügsame Zombies verwandelt.
Cole Sullivans Aufgabe besteht darin, sich einzuschleichen, Mission für Mission vorzuarbeiten und schließlich die ganze Anlage in die Luft zu sprengen.


Das Spiel besteht aus 8 Missionen, die sich alle ziemlich ähneln: der Held geht, rennt oder schleicht von Raum zu Raum, kriecht gelegentlich auch mal durch Ventilationsschächte, geht nach Lust und Laune Wachen aus dem Weg oder tötet sie kurzerhand mit Messer, Pistole, Flinte, Scharfschützengewehr oder Maschinenpistole.
Zwischendurch durchsucht er Regale, Spinde oder die toten Körper seiner Opfer, hackt sich in Computer um Türen zu öffnen oder um an Informationen zu kommen, welche Stück für Stück die Hintergrundgeschichte aufdecken.


Die Missionen laufen im Prinzip alle gleich ab, mit zwei kleinen Einschränkungen: in der ersten Level ist man, nachdem man gefangen genommen wurde, erstmal ohne Waffe unterwegs und daher gezwungen, unbemerkt vorzugehen, während man in der letzten Level, nach dem Anbringen des Sprengstoffs, die Anlage unter Zeitlimit verlassen muss.

Das immer gleiche Spiel, dass sich außerdem ausschließlich in der Forschungsstation abspielt, macht das Spiel nach einer Weile ziemlich eintönig.



Die Storyline ist an sich nicht originell - im Gegenteil, es wird fast kein Klischee ausgelassen - und bis auf 5 oder 6 kurze Zwischensequenzen wird die ganze Story lediglich über Emails und Akten, die man auf Computern der Forschungseinrichtung entdeckt, weitergeführt.


Dieser Abstand zu den Geschehnissen sowie die doch eher blassen Charaktere, über die man kaum etwas erfährt, machen es schwer, sich in die Geschichte hineinzuversetzen oder gar, sich mit irgendjemandem zu identifizieren.



Negativ fällt auch die KI auf: alle Wachen kennen nur ein paar Standardsätze, darüberhinaus sind sie außergewöhnlich dumm. Meist reicht es, sich hinter 2 Ecken zu verstecken und schon vergessen sie, dass man je da war. Riesige Blutflecken auf dem Boden sind ihnen egal und man kann ohne weiters 3 Personen, die an einem Tisch sitzen, der Reihe nach per Kopfschuss erledigen, ohne dass die anderen auch nur mit der Wimper zucken.

Wenn sie doch mal reagieren, dann eher gelassen: wenn sie eine Leiche finden, sind sie vielleicht eine Minute lang alarmiert, lösen vielleicht sogar einen kurzen Alarm aus, doch dann gehen sie wieder zum Tagesgeschehen über - stehen Wache, rauchen eine Zigarette oder machen ein Nickerchen neben der Leiche des toten Kollegen.


Zwar bietet das Spiel die Möglichkeit, die Gegner abzulenken oder zu betäuben, aber einfacher, schneller, sicherer und profitabler ist es, sie zu töten - schade eigentlich, schließlich gehen die Jungs ja nur ihrem Job nach, aber das stupide Verhalten lässt sowieso keine rechte Sympathie für sie aufkommen.

Die Steuerung als solche war relativ einfach und intuitiv, mit Maus und frei wählbarer Tastaturbelegung.
Lediglich das Auswählen der Items aus dem Inventory hätte verbessert werden können, auch das Scrolling im portablen Computer war ein bisschen nervig.

Es gibt 2 Ansichtsmodi, welche Gorky Zero von anderen 3D Shootern unterscheiden und eigentlich ganz clever gemacht sind: eine isometrische Perspektive für die Übersicht und ein Anvisiermodus. Allerdings hätte ich mir für die Isoperspektive noch eine weitere Ansicht mit frei wählbarem Winkel gewünscht.

Im Anvisiermodus werden Ziele automatisch anvisiert - so zumindest die Theorie.
Leider hapert es hier manchmal mit der Treffsicherheit, denn oft trifft man den Gegner aus 2m Entfernung nicht. Problematisch ist auch, dass automatisch ein explosives Fass oder eine Kiste hinter dem Gegner anvisiert wird, anstatt der Gegner selbst, der natürlich schon munter drauflosballert (irgend jemand sollte mal klären, wieso dort Rauchen und Hantieren mit Feuerwaffen erlaubt ist, wo doch an jeder Ecke hochexplosives Material rumsteht).


Es gibt 3 Schwierigkeitsstufen. Ich habe das Spiel auf der mittleren Stufe durchgespielt und bin meist einfach durchgelaufen und habe alle erschossen.
Auf dieser Stufe war das Spiel eigentlich zu einfach, und obwohl ich nicht besonders treffsicher bin und mich oft heilen musste, hatte ich am Ende noch rund 15 kleine und 30 grosse Erste-Hilfe-Kästen übrig - das ist dann doch ein wenig gar unverhältnismässig.

Die Grafik fand ich ziemlich gut, aber ich bin auch nicht besonders anspruchsvoll. Negativ aufgefallen ist mir lediglich die Darstellung des Blutes, die so schlecht ist, dass es besser gewesen wäre, man hätte es ganz weg gelassen.
Das Flair einer heruntergekommenen, unterirdischen Forschungsstation kam ansonsten grafisch gut rüber.


Zum Sound kann ich nicht viel mehr sagen, als dass er mir nicht negativ aufgefallen ist.

Was die gesamte Spielatmosphäre betrifft: ich habe mich weder mit dem Helden identifiziert, noch in das Spiel hineingelebt. Es mangelte an Nähe für die Charaktere und einer direkter erfahrbaren Entwicklung der Storyline. Das Schleichen wurde in der immergleichen Umgebung schnell langweilig und es gab auch kaum Anreiz dazu, die dumme KI tat schließlich den Rest.
Ich hatte bald den Punkt erreicht, an dem mich das Spiel langweilte und ich nur mehr schnell zum Ende kommen wollte.


Eigentlich schade, denn mit ein paar Verbesserungen hätte das Spiel wirklich sehr viel Potential gehabt. Mit ein paar Einschränkungen (zb Missionen in denen man niemanden töten darf oder keinen Alarm auslösen darf oder in denen man einen bestimmten Gegenstand finden muss um etwas zu reparieren) hätte man etwas Abwechslung ins Spiel bringen können. Auch ein Kampf mit einem Endgegner oder eine spannende Wendung zum Schluss hätten einiges verbessert.

Ein besonders positiver Punkt ist abschließend noch hervorzuheben: ich bin über keinen einzigen Bug oder irgend ein anderes Problem gestolpert, hier wurde also sehr gründlich gearbeitet.

War es das Geld wert? Da ich es in der Schnäppchenkiste um etwa 2 oder 3 Euro fand,lautet die Antwort definitiv ja.

Auf einer Skala gäbe es 5 von 10 Punkten.

Interessantes Detail am Rande: ein Blick in das Bücherregal des Oberbösewichts zeigt, dass er neben Gehirnwäsche auch großes Interesse an historischen Waffen und Programmierung hat.


Man findet hier Titel wie Colt Heritage, Steel Canvas, Learning Cocoa, Ruby, The American Shotgun, c++ Primer Plus, Essential XUL Programming, The Gatling Gun, Python Essentials, Enterprise Java Beans, J2EE Patterns, Mac OS X, DocBook and Building Cocoa Applications...

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