Nach so vielen Adventures in letzter Zeit gelüstete es mich nach einem Spiel mit mehr Action.
Meine erste Wahl fiel auf Alias, das anderorts durchaus gute Bewertungen bekommen hat.
Nach der Installation wackelte ich also als Sydney Bristol in knapper Bekleidung durch eine Bar mit sehr bescheidenen Texturen und quälte mich mit der Steuerung (dachte ich zumindest - noch ahnte ich nicht, welche Ausmaße Qualen mit der Steuerung tatsächlich annehmen können).
Ich beschloss, Alias vorerst bleiben zu lassen und nach einer Alternative zu suchen - so entschied ich mich für Gothic, einen Klassiker under den RPGs, der bisher jedoch spurlos an mir vorübergegangen war.
Meine Erwartungen waren nicht hoch, schließlich klingt der Titel schnarchlangweilig und außerdem ist das Spiel bald 10 Jahre alt.
Zu den Fakten: Gothic wurde von der deutschen Piranha Bytes Software GmbH entwickelt und erschien im Jahr 2001. Es folgte, wenn man diversen Reviews glauben darf, ein guter zweiter und ein enttäuschender dritter Teil, ein noch enttäuschenderes Add-on zum dritten Teil und nun schließlich ein vierter, der außer dem Namen wohl nicht mehr viel mit der Originalreihe teilt, jedenfalls nicht das Entwicklerstudio und auch nicht die Qualität der ersten beiden Teile.
Bei Gothic ist die Vorgeschichte mehr als nur eine Einleitung ins Spiel, sie ist von grundlegender Bedeutung für die gesamte Handlung (ich wünschte wirklich, ich hätte beim Intro besser aufgepasst).
Also: da gab es mal ein Königreich mit dazugehörigem König, der gegen irgendwen Krieg führte und dafür eine Menge Erz brauchte um daraus Waffen schmieden zu lassen.
Praktischerweise hatte er sowohl eine Erzmine als auch eine Menge Kriminelle, die er als Zwangsminenarbeiter verpflichten konnte.
Die fanden das jedoch gar nicht so toll und nutzen jede sich bietende Gelegenheit um abzuhauen. Das wiederum fand der König nicht so toll, weswegen er ein paar Magier anheuerte, die eine magische Barriere um die Mine herum erschaffen sollten.
Hier läuft gerade was falsch.
Leider ging bei dem magischen Prozedere etwas schief, die Barriere dehnte sich weiter aus als geplant und umschloss das ganze Tal mitsamt den Magiern.
Die eingeschlossenen Gefangenen begannen zu revoltieren und töteten die Wachen, stellten jedoch bald fest, dass sie ein Problem hatten: sie konnten nicht weg. Die Barriere war nämlich nur in eine Richtung für Lebende zu durchqueren, und zwar von draußen nach drinnen - Entkommen unmöglich.
Der König hatte allerdings auch ein Problem: keinen Zugang zum Erz.
Man musste sich also arrangieren: die Gefangen bauten weiterhin Erz für den König ab, und der König versorgte sie von außen mit Nahrungsmitteln.
Bald entstanden Hierarchien innerhalb der Barriere: oben standen die Erzbarone und ließen es sich gutgehen, bewacht wurden sie von ihren Gardisten, unten standen die Buddler, die in den Minen schufteten.
Doch im Laufe der Zeit spalteten sich Fraktionen ab, die andere Ziele verfolgten, als für den König zu arbeiten.
Man beginnt das Spiel als einer der vielen verurteilten Kriminellen, die in die Barriere verfrachtet werden, um dort für den König Erz zu schürfen.
Soweit die meiner Meinung nach wirklich interessante Ausgangslage.
Von anderen RPGs unterscheidet sich Gothic insofern, als man zu Spielbeginn nicht die Möglichkeit hat, einen eigenen Charakter anzulegen - es steht bereits fest wer man ist: ein namenloser männlicher Weißer, zwischen 30 und 40 Jahren alt, mit dunkelblondem Haar, kurzem Pferdeschwänzchen und Sisko-Bart.
Außerdem ist er ein Mann mit Mission: bevor er durch die Barriere geschubst wird, gibt man ihm noch einen Brief mit, den er den Feuermagiern überreichen soll.
Der namenlose Held.
Die ersten Schritte in der neuen Welt sind schwer - schon die allerersten Gegner, kleine Fleischwanzen, die noch nicht mal zurückschlagen können, sind kaum zu töten.
Das liegt nicht nur daran, dass der Held waffen-, rüstungs-, erfahrungs- und ahnungslos ist, sondern auch an der schrecklichsten Steuerung, die die Welt je gesehen hat.
Man muss den Helden nicht nur dazu bringen, den Gegner anzuvisieren - was an sich schon um Ecken schwieriger ist, als man sich vorstellen kann, denn der Typ ist eine Schnecke und darüberhinaus äußerst ungelenk, außerdem muss man die Maus schätzomative 3 Meter Fuffzich schieben, bevor er in Position ist - nein, um zuzuschlagen muss man eine Aktionstaste und eine Richtungstaste drücken - via Mausklick zu attackieren ist leider nicht möglich. Dabei kann man sich aber nicht mehr vom Fleck bewegen, also nix mit rückwärtsgehen während man den Gegner abwehrt - dafür dreht man sich beim Versuch zuzuschlagen gemächlich hin und her.
Soll heißen: nach einem Schlag muss sich der Held erst wieder gaaaaaaaaaaaaaanzzz laaaaaaaaaaaaaangsaaaaaaaaaam umdrehen um den Gegner, der erheblich flinker ist und ihm schon Löcher in die Wirbelsäule hackt, wieder im Blickfeld zu haben.
Da hat's dann schon besser geklappt mit zuschlagen.
Nervig ist auch, dass er nicht in der Lage ist, im Kampf - bzw oft, bevor der *eigentliche* Kampf richtig begonnen hat - die Waffe zu wechseln. Eine Horde gutgepanzerter Orks mit Pfeil und Bogen totzukitzeln ist nicht gerade lustig.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, ist die Steuerung leider auch noch ziemlich widerspenstig. Soll heißen: manchmal reagiert das Spiel einfach nicht auf die Tastatureingaben - man drückt und drückt und nichts passiert, der Dämlack steht rum und schaut sich die Gegend an, während fünf Gegner ihn in seine Einzelteile zerlegen.
Wie zum Ausgleich reagiert die Steuerung bei anderen Gelegenheiten, vor allem beim Eingeben von Text, Aufrufen der Karte oder in der Dialogauswahl, besonders sensitiv, sprich: die Tasten schlagen doppelt oder dreifach an.
Umständlich ist auch das Handeln - ein ewiges Rumgescrolle, das umso länger dauert, je weiter das Spiel voranschreitet. Ich habe diesem Händler in der Vergangenheit schon 28 rostige Schwerter, 17 Nagelkeulen, 34 Krush Varroks, 25 verwitterte Äxte, 12 Streitkolben und 5 Langschwerter verkauft? Dann muss ich eben durch alle *einzeln* durchscrollen wenn ich mit ihm handle - schließlich hab ich ja nichts besseres vor.
Held betreibt Handel.
Ähnlich langwierig ist das Plündern von Leichen in größerer Zahl. Wenn man sich mit einem Rudel Wölfe angelegt hat und nach getaner Arbeit Felle und Zähne einsacken will, muss man, um die Beute ins eigene Inventory zu ziehen, jede Leiche einzeln anvisieren - was nicht so einfach ist, da diese teilweise übereinander und ineinander liegen.
Aber von Orks oder auch nur Wölfen ist mein Held am Anfang des Spiels noch meilenweit entfernt, verzweifelt versucht er erstmal in Zeitlupe einen jungen Scavenger - sowas wie ein großgeratenes Küken - mit einer Spitzhacke zu malträtieren, zieht dabei jedoch ständig den Kürzeren.
Nach mehreren demütigenden und schmachvollen Toden war ich nicht nur stinksauer auf alle, die bei der Entwicklung dieser Steuerung die Finger im Spiel hatten, ich war auch drauf und dran, das Spiel wieder ins Regal zu packen.
Lediglich meinem Dickkopf, meinem angekratzten Ego und einer tiefen inneren Abneigung dagegen, mich einem mutiertem Huhn geschlagen zu geben, ließen mich dem Spiel eine allerletzte Chance geben.
Was soll ich sagen: ich hielt durch. Für die nächsten paar Levels wich ich allem aus, was zurückschlagen konnte und übte mich im schneller-laufen-als-das-Ding-hinter-mir.
Zum Glück gab es genug anderes zu tun, ich musste ja immer noch Postbote spielen.
Nach ausgiebigen Gesprächen mit allen NPCs, die sich in sicherem, eingezäuntem Gebiet, fernab allen psychotischen Schnabelgetiers befanden, bot sich folgende Situation: die Bewohner innerhalb der Barriere hatten sich in drei verschiedene Lager mit unterschiedlichen Zielen aufgeteilt .
Da gibt es mal das "Alte Lager" mit den Erzbaronen an der Spitze, diesem gehören auch die Feuermagier an. Im Alten Lager versucht man den Status quo beizubehalten: Erz für den König, dafür Lieferungen von außen an das Lager.
Architektonisch wird es von einer schon teilweise in Ruinen liegenden Burg dominiert. Der innere Bereich ist den Erzbaronen und ihren Bewachern, den Gardisten und den Feuermagiern vorbehalten. Um diese herum, aber noch innerhalb der Burgmauern, befinden sich viele kleine, bescheidene Hütten, in denen die Schürfer und die Schatten - quasi die Vorstufe der Gardisten - leben.
Die Mine des Alten Lagers - sie liegt ein ordentliches Stück von der Burg entfernt -, ist so, wie man sich eine Mine vorstellt: ein Loch im Berg, drin gehts in die Tiefe, Buddler hacken an den Erzklumpen rum und in finsteren Ecken lauern böse Kreaturen.
Impressionen aus dem Alten Lager.
Westlich davon gibt es das "Neue Lager", eine anarchistischer angelegte Gemeinschaft bestehend aus Banditen und Söldnern. Diesen haben sich die Wassermagier angeschlossen, welche den Plan haben, die Barriere zu zerstören. Das Neue Lager verfügt wie das Alte Lager über eine Mine, tauscht das geschürfte Erz jedoch nicht beim König ein, sondern sammelt es, um mithilfe der magischen Energie des Erzes die Barriere zu zerstören.
Zum Neuen Lager gehören terassenartig angelegte Reisfelder, ein See mit Damm und viele kleine Hütten, die sich in einer großen Höhle, oder besser: Aushöhlung, befinden.
Die Mine des neuen Lagers ist kesselartig angelegt, nur der unterste Teil befindet sich im Erdinneren.
Das Neue Lager und die neue Mine.
Als dritte Fraktion gibt es das Sumpflager - bewohnt von einer Sekte, die den "Schläfer", ein angeblich existierendes gottähnliches Wesen anbetet. Das Sumpflager verfügt zwar über keine Mine, dafür aber über Sumpfkraut, und durch kräftiges Rauchen desselben und gemeinsames Bündeln der geistigen Kräfte soll dieser Schläfer erwachen und die Barriere seinen zugedröhnten Schäfchen zuliebe zerstören.
Die Bewohner des Sumpflagers teilen sich in Novizen, Templer und Gurus. Wie der Name vermuten lässt, ist es von sumpfigen Wäldern umgeben. Auch hier gibt es bescheidene Hütten, aber auch viele Gebäude, die auf Plattformen in den Bäumen angelegt wurden und nur über Leitern erreichbar sind.
Darüber hinaus gibt es ein großes, steinernes Tempelgelände, auf dem der Schläfer angebetet wird. Gefahr droht durch die umherstreifenden Sumpfhaie, die wie überdimensionale Schlangen mit zu vielen Zähnen aussehen.
Im Sumpflager.
Der Held kann sich frei entscheiden, welchem Lager er sich anschließt, für die eigentliche Storyline spielt es keine Rolle.
Auch in der Wahl der bevorzugten Fähigkeiten hat er freie Hand. Für erledigte Aufgaben oder getötete Gegner bekommt er Erfahrungspunkte, welche in entsprechender Zahl zum Levelaufstieg führen. Für diesen wird er dann mit Lernpunkten belohnt, die er in seine Skills investieren kann.
Neben den Attributen Stärke, Geschick und Mana gibt es auch vier verschiedene Waffentalente (Einhänder, Zweihänder, Bogen und Armbrust), die Diebestalente Schlösser öffnen und Taschendiebstahl sowie die Spezialfähigkeiten Schleichen und Akrobatik.
So viel zu lernen, so wenige Lernpunkte.
In Gothic sind Erfahrungspunkte allerdings Mangelware. Irgendwann sind alle Aufgaben erledigt und alle Gegner, die eine brauchbare Menge an Punkten liefern, tot. Wenn der Held also endlich eine gewisse Stufe erreicht hat und über entsprechende Ausstattung verfügt, hat er auch schon das Problem, dass kaum noch jemand da ist, den er um die Ecke bringen kann.
Das kann zu hohen Kollateralschäden in verfeindeten Lagern führen, nur um die Punkte einzusacken. Eigentlich eine Vorgehensweise, die ich gar nicht mag: Killer spielen um der Punkte willen, obwohl ich die mittelharmlosen Gegner nicht wirklich ins Jenseits befördern möchte oder muss.
Sehr auffällig ist hier auch der Gegensatz zum Spielbeginn: während man sich anfangs wirklich nur mit den leichtesten Gegnern anlegen sollten - oder noch besser: am besten sogar den leichtesten Gegnern ausweichen sollte -, ist das Spiel gegen Ende hin fast schon zu einfach.
Hierzu tragen auch viele verschiedene Zaubersprüche bei, von Heilung über diverse elementare Angriffszauber, Verwandlung in Tiere oder das Herbeirufen von helfenden Kreaturen wie Golems oder Untoten.
Vor allem letztere beide erleichtern das Leben ungemein: hat man sich in einen Lurker verwandelt, kann man ohne Zeitlimit tauchen, während man als Blutfliege flügelbedingt nicht abstürzen kann und als Wolf nicht nur erheblich schneller unterwegs ist, sondern sich auch mal ein Orklager aus nächster Nähe ansehen kann, ohne gleich das Fell über die Ohren gezogen zu bekommen.
Der Held als Blutfliege, Wolf, Fleischwanze und Lurker.
Und mit einer Horde herbeigerufener Skelette im Schlepptau durch feindliches Gebiet zu stapfen macht sowieso viel mehr Spaß - man sollte lediglich aufpassen, mit seinen Helfern nicht in die Nähe befreundeter NPCs zu spazieren.
Als ich mit meinem Golem - der nicht durch Magie zu verletzen ist - zufällig bei Milten, einem storyrelevanten und daher unverwundbarem Zauberer vorbeikam, bot sich ein faszinierendes Spektakel: die beiden stürzten sich kampflustig aufeinander, Milten warf einen Feuerball auf den Golem, den das nicht juckte. Der Golem warf Milten ein paar Meter durch die Luft, der rappelte sich unverletzt auf und warf einen Feuerball auf den Golem, den das nicht juckte. Der Golem warf Milten ein paar Meter durch die Luft,... usw. usf.
Das Spiel wiederholte sich, quer durch das halbe Tal bis ich eingriff und den armen Golem schließlich euthanasierte.
Und dass beim großen Endkampf der Boss plötzlich von seinem Podest im Tempel verschwunden war, weil meine Golems ihn in einem unbeaufsichtigten Augenblick so sehr malträtierten, dass er sich lieber zurückzog, war wohl auch nicht so vorgesehen. Aber das ist eine andere Geschichte...
Meine treuen, skelettierten Mitstreiter.
Auch wenn Gothic sehr kampflastig ist, gibt es eine Menge andere Aspekte, die das Spiel abwechslungsreich machen.
Neben dem Erledigen diverser Aufträge für NPCs kann man auch seine eigenen Waffen schmieden, Fleisch braten, Heilkräuter oder Pilze sammeln, Joints verkaufen (oder rauchen), Bücher lesen, Truhen plündern oder Laute spielen.
Vielseitiges Abenteurerdasein.
Während es im ersten Kapitel noch viele verschiedene Quests zu lösen gibt, - darunter eine Menge Aufgaben, um in eines der Lager aufgenommen zu werden -, sind es später meist nicht mehr als gefühlte zwei oder drei pro Kapitel, die in direktem Zusammenhang mit der Hauptquest stehen.
Insgesamt ist das Spiel in 6 Kapitel unterteilt, welche jedoch nicht unbedingt einen Bruch im Handlungsverlauf darstellen, sondern zeigen, wenn wesentliche Schlüsselmomente der Hauptquest erreicht wurden.
Da ich aus irgendeinem Grund im Hinterkopf hatte, dass es 8 Kapitel wären - ich habe mich wohl irgendwo verlesen oder es mit einem anderen Spiel verwechselt - war mir in Kapitel 6 nicht bewußt, dass ich mich schon mitten im finalen Bosskampf befand, der, nebenbei bemerkt, für einen Endkampf unerwartet leicht war. Es traf mich gänzlich unvorbereitet, als plötzlich ein Abspann kam und das Spiel aus war :(
Die Spielwelt in Gothic ist im Großen und Ganzen eine durchgehende, das heißt man kann querfeldein von einem Ende der Barriere zum anderen laufen, ohne dass ein neuer Bereich geladen werden muss. Die einzigen Ausnahmen bilden große unterirdische Komplexe wie Minen oder orkische Höhlen.
Tief unten.
Gothic bietet eine großartige Atmosphäre - unterschiedliche Gebiete, interessante Gegner, sich änderndes Wetter, einen Tag-Nacht-Rhythmus, der sich sowohl auf Menschen als auch auf Tiere auswirkt, Bewohner, die verschiedensten Tätigkeiten nachgehen, sich miteinander unterhalten und unterschiedliche Ziele haben - all das lässt die Spielwelt sehr lebendig wirken.
Obwohl der Held selbst ziemlich blass ist und über keinen nennenswerten Charakter verfügt, macht das nichts, da man wirklich das Gefühl bekommt, dass man ihn selbst mit den eigenen Verhaltensweisen und Entscheidungen "ausfüllt".
Nicht ganz zufrieden bin ich mit dem Frauenbild - die wenigen Damen sind allesamt kaum bis gar nicht bekleidete Sklavinnen, die doof rumtanzen oder in Strapsen den Boden wischen.
Besonders intelligent sind sie offenbar auch nicht, sonst würden sie nicht, ihrem üblichen Tagesablauf folgend, neben dem Thron stehen und fleißig Luft fächeln, obwohl ihr Meister gar nicht drauf sitzt.
Darüberhinaus haben alle weiblichen NPCs dieselbe Sprecherin und kennen nur einen einzigen, langweilig vorgetragenen Satz.
Überhaupt war die Sprachausgabe eher mittelmäßig. Vor allem der Held klingt die meiste Zeit äußerst emotionslos und gelangweilt, Stimmlage und Betonung passen oft nicht mit dem Inhalt zusammen.
Die Sprecher der NPCs schneiden zwar etwas besser ab, doch auch bei diesen kommt es vor, dass sich innerhalb eines Gesprächs der Ton und die Stimmlage so sehr ändern, dass sich die Frage stellt, ob überhaupt noch dieselbe Person spricht.
Besonders gut getroffen sind dafür die Gespräche der NPCs miteinander, genauer gesagt: die Gesprächsfetzen, die man im Vorbeigehen aufschnappt. Wenn man länger zuhört - oder das Spiel über einen längeren Zeitraum spielt-, stellt man natürlich fest, dass es immer die selben paar Sätze sind, die ausgetauscht werden, und dass sich mehrere Nebencharaktere denselben Sprecher teilen - dennoch trägt dies in hohem Maß dazu bei, die Welt mit Leben zu füllen.
Die Musik ist gut und sehr stimmig, da gibt es nichts zu klagen.
Hübsche Lichteffekte.
Die Grafik fand ich anfangs - 9 Jahre alt hin oder her - ein wenig enttäuschend. Erst in Kapitel 2 bemerkte ich, dass das Spiel meine ursprünglichen Grafikeinstellungen - alles auf Maximum gedreht - offenbar nicht gespeichert hatte. Ich drehte also nochmal alles auf rauf, und siehe da: die Welt sah gleich viel weniger verpixelt aus.
Angesichts des Alters ist die Grafik also durchaus noch ansehnlich, jedoch gab es bei diversen Gelegenheiten Glitches. Stellenweise flimmerte es, ich sah durch den Boden, war unsichtbar oder konnte Absperrungen durchdringen, wenn ich nur hartnäckig genug dagegen lief.
Unerwartete Ansichten.
Was ich positiv hervorheben muss, weniger wegen der Grafik an sich als wegen der Atmosphäre, sind die zuckenden Blitze und Entladungen entlang der Barriere, immer wenn Tag und Nacht wechseln. Die Linsenreflexe machen ebenfalls einen verdammt guten Eindruck, auch wenn sie ein bißchen gar häufig auftreten.
Kommen wir zum weniger positiven: den Bugs.
Von einem Spiel, das mehrere Jährchen auf dem Buckel hat und schon mehrfach gepatcht wurde, erwarte ich ein gewisses Maß an Stabilität - leider konnte Gothic damit nicht dienen.
Das erstaunlichste dabei ist, auf wieviele verschiedene Arten das Spiel abstürzen kann. Da gibt es mal den normalen plötzlich-wieder-am-Desktop-Absturz, den das-Spiel-ist-abgestürzt,-weiß-es-aber-noch-nicht-Absturz, bei dem alles irgendwie hängt und man das Spiel via Task-Manager killen muss, weiters ein das-Spiel-läuft-noch,-aber-wesentliche-Tasten-funktionieren-nicht-mehr,-Speichern-oder-Beenden-daher-nicht-möglich-Problem, das ebenfalls ein gezieltes Killen erfordert, und - mein Favorit -, der alles-eingefroren,-nichts-geht-mehr-außer-Strom-wegnehmen-Absturz.
Außer den zufälligen Abstürzen stieß ich noch auf einen kleineren Bug (ein NPC war plötzlich weg) und auf einen ziemlich fiesen großen Bug. Dieser bestand darin, dass das Spiel an einigen Stellen eine Sounddatei abspielen wollte, die es nicht gab - Folge: der Desktop-Absturz.
Ausgiebige Recherche im Internet ergab, dass der Bug sehr verbreitet ist, und man ihn mit diversen Tools, die man sich erstmal umständlich aus dem Netz besorgen muss, reparieren kann.
Nach mehreren Anläufen hat es schließlich auch funktioniert, aber trotzdem: es kann doch nicht meine Aufgabe sein, erst langwierig nach einer Lösung zu suchen, irgendwelche Software zu installieren und wegen einer fehlenden Datei rumzupfriemeln, nur damit ich ein Spiel, für das ich immerhin bezahlt habe, zu Ende spielen kann.
Überhaupt, wieso muss das Spiel wegen einer fehlenden Sounddatei abstürzen? Wieso ignoriert es die fehlende Datei nicht einfach?
Impressionen.
Zusammenfassend ist Gothic aber trotz aller Mängel ein Highlight. Die Spielwelt ist ungewöhnlich lebendig, es gibt unterschiedlichste Gegner, die Story ist spannend und das ganze Setting mit der Barriere bewirkt eine unglaublich packende Atmosphäre.
Es machte Spaß, Gothic zu spielen und ich konnte mich in den Helden hineinversetzen - lediglich die Abstürze und die beknackte Steuerung warfen mich immer wieder in die Realität zurück.
Impressionen - Held rennt durch die Gegend.
Bei Gothic hätte ich wirklich gern mal über 9 Punkte vergeben, aber bei dem extrem fiesen Bug und der benutzerunfreundlichen Steuerung sind einfach keine Bestnoten drin.
Es gibt daher 7.5. Punkte auf meiner persönlichen Punkteliste.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen