The Movies ist ein Simulations/Stragegie/Management-Spiel aus dem Jahr 2005, das von Lionhead Studios Ltd. entwickelt wurde.
Wie ich erst im Nachhinein erfuhr, hatte Peter Molyneux, seines Zeichens Spieleentwickler und verantwortlich für eines der besten Spiele auf meiner All-Time-Topliste, nämlich Dungeon Keeper, seine Finger im Spiel.
Worum geht es in The Movies? Man managt ein Filmstudio, wozu nicht nur das Drehen und Veröffentlichen von Filmen, sondern auch die Leitung des gesamten Filmgeländes mit allen Gebäuden und Beschäftigten zählt.
Das Spiel beginnt im Jahr 1920, in der Zeit des Stummfilms.
Man besitzt ein großes Studiogelände, auf dem sich erstmal nur ein Gebäude befindet: ein Personalbüro. Vor diesem steht bereits eine Schlange von Menschen, welche hoffen, einen Job als Hausmeister oder Handwerker zu ergattern. Erstere braucht man, um das Gelände zu säubern, letztere um neue Gebäude zu bauen oder instand zu halten.
Sobald man ein paar Leute angeheuert hat, baut man erstmal weitere Gebäude, vor denen sich ebenfalls bald Schlangen arbeitswilliger Personen bilden - schließlich braucht es eine Menge Personal, um so einen Laden zum Laufen zu kriegen.
Studiogelände.
Die nötigen Einrichtungen, um weitere Leute einzustellen sind:
- eine Schauspielschule, in der man Schauspieler, Regisseure oder Statisten einstellen oder feuern kann
- eine Crew-Einrichtung, in der man Mitglieder der Film-Crew einstellen und feuern kann
- ein einfaches Drehbuchbüro, in dem man Drehbuchautor/innen nicht nur einstellen und feuern kann, sondern ihnen auch ein Genre zuteilt, für welches sie ein Drehbuch schreiben sollen
Bisher mag sich das nach einer sehr männerlastigen Welt anhören, dem ist aber nicht so. Statistisch ist jede zweite Person, die sich um einen Job bewirbt, weiblich. Es laufen eine Menge Handwerkerinnen, Kamerafrauen und Schauspielerinnen rum, sie werden von den Bezeichnungen und Beschreibungen in den Gebäuden und Menükategorien jedoch größtenteils ignoriert - wie übrigens auch vom Handbuch.
Eine seltsame Entscheidung, denn bei einem Spiel mit Simulationselementen ist der Anteil von Spielerinnen meist überdurchschnittlich hoch - dann bei der Benennung einen beträchtlichen Teil der Zielgruppe durch Ignoranz vor den Kopf zu stoßen, zeugt nicht gerade von Intelligenz.
Aber zurück zu den Gebäuden: man hat jetzt zwar das nötige Personal, aber es fehlt noch einiges, bevor es ans Drehen geht. Man benötigt noch
- ein Castingbüro in dem man einem fertigen Drehbuch Regisseur, Hauptrollen, Film-Crew und Statisten zuweisen kann
- ein Produktionsbüro, in dem fertige Filme veröffentlicht oder ältere archiviert werden, wo man das Gehalt der Stars einstellt oder sich die Kritiken zu Filmen ansehen kann
Jetzt hat man alle Verwaltungsgebäude, die man unbedingt braucht - aber keine Angst, später kommen noch viele weitere Gebäude und Einrichtungen dazu.
Filme drehen kann man jetzt aber immer noch nicht, denn man braucht noch ein Filmset. Hier ist die Auswahl anfangs noch gering, mindestens eine einfache Holzbühne mit Leinwand dahinter muss es aber schon sein.
Kann es jetzt endlich losgehen mit dem Filmen?
Nein, denn erstmal muss man sicherstellen, dass alle Gebäude an einen Weg angeschlossen sind, man muss ein oder zwei Snackwagen für die Belegschaft aufstellen und nicht zuletzt Toiletten bauen und Abfalleimer verteilen. Tut man das nicht, verdreckt das Studio schneller, als die Hausmeisterchen aufräumen können, was wiederum der Studiobewertung schadet.
Mülleimer verteilen.
Ist das alles erledigt, kann man endlich anfangen, sein erstes Werk zu erschaffen. Dazu lässt man erstmal ein Drehbuch schreiben, das Genre kann man sich aussuchen: Komödie, Romanze, Action, Horror oder Science Fiction.
Sobald das Drehbuch fertig ist, erscheint ein blaues Drehbuch-Symbol vor dem Gebäude.
Dieses zieht man es ins Castingbüro, wo man festlegt, wer die Hauptrolle übernimmt und wer Regie führt. Hierbei sollte man bereits darauf achten, dass die jeweiligen Personen auch eine entsprechende Genre-Erfahrung besitzen und auch äußerlich der Rolle entsprechen, sonst ist ein Misserfolg schon vorprogrammiert.
Wenn der Film geprobt wurde, geht es endlich ans eigentliche Drehen. Das Drehbuch-Symbol wird auf das Drehen-Feld gezogen und das Team läuft zum Set. Dort beginnt es, die einzelnen Szenen - anfangs sind es 4 pro Film - der Reihe nach zu filmen.
Dreharbeiten.
Hier kann man mitmischen wenn man möchte, je nach Szene kann man bestimmte Elemente einstellen: die Perspektive der Kamera, die Dauer der Szene, ob der Auftritt von links oder rechts erfolgt, ob das Liebespaar sich leidenschaftlich, glücklich oder traurig umarmt, ob das Monster erschreckt, aggressiv oder misstrauisch reagiert, ob im Hintergrund ein Wald, ein Asteroidengürtel oder eine zerbombte Strasse zu sehen ist...
Melodramatischer Sturz.
Der fertiggedrehte Film wird anschließend im Produktionsbüro veröffentlicht, wo man ihn auch ansehen kann. In der Regel sind die Kritiken für die ersten Streifen durchwegs katastrophal, denn gerade zu Beginn des Spiels klappt meist gar nichts: das Drehbuch ist schlecht, die Crew unerfahren, die Stars können nichts und sind unbekannt, sie verstehen sich nicht untereinander und genregeeignet sind sie oft auch nicht.
Aber auch Setzustand, Neuheitswert der Kulissen, verwendete Technologien und allgemeines Genreinteresse spielen in der Bewertung eine Rolle.
Wie ist nun der weitere Verlauf des Spiels?
Man dreht neue Filme, hofft, dass die Bewertungen steigt, man mehr Geld einnimmt, die Stars berühmter werden, das Studio-Rating sich verbessert und dass man den einen oder anderen Preis gewinnt.
Wenn man bestimmte Kriterien erreicht hat, wie zB mindestens 1000000$ verdient, mindestens 2 Preise gewonnen und 5 Filme mit einer Bewertung von mindestens 2 Sternen veröffentlicht hat, steigt man auf der Karriereleiter nach oben. Insgesamt 9 Ränge gibt es, für jeden wird man durch die Freischaltung neuer Sets oder Einrichtungen belohnt.
Am Filmgelände.
Doch selbst ohne das Erreichen eines neuen Ranges werden im Lauf der Zeit neue Gebäude, Kostüme, Requisiten, Filmsets oder Techniken freigeschaltet, denn der Fortschritt macht auch vor der Filmbranche keinen Halt.
Nicht nur aus diesem Grund sollte man die Zeitleiste am oberen Rand im Auge behalten, man kann darauf nicht nur neue Entwicklungen, sondern auch nahende Preisverleihungen oder das allgemeine Weltgeschehen beobachten.
Letzteres ist insofern von Relevanz, als es sich auf die allgemeinen Genre-Vorlieben auswirkt:
Krieg bricht aus? - Da will man sich doch am liebsten mit Komödien ablenken.
Erstbesteigung des Mount Everest? - Das verlangt nach Action.
Der erste Mensch auf dem Mond? - Das steigert das Interesse des Publikums an Science Fiction.
Zufällige Clips.
Um bessere Filme zu drehen, braucht aber man nicht nur Erfahrung, sondern auch bessere Drehbücher. Sobald die entsprechenden Gebäude freigeschaltet sind, sollte man also das einfache Drehbuchbüro durch ein durchschnittliches, später das durchschnittliche durch ein gutes usw. ersetzen.
Da es jedoch dauert, bis es soweit ist, muss man erstmal mit einer Menge schlechter Drehbücher vorlieb nehmen und eine Menge schlechter Filme drehen.
Man kann ein bisschen nachhelfen, indem man die Stars in den Filmsets für ein Genre üben lässt, doch wie in der wirklichen Welt reicht Können allein oft nicht aus, um berühmt zu werden: man braucht auch das passende Image.
Hierzu steckt man die Stars regelmässig in die Ausstattungsabteilung, wo man sie in den neuesten modischen Fummel steckt. Wer Wert auf Details legt, kann auch noch Frisur, Make-up, Schmuck, Tätowierungen, Nagellackfarbe, Bartform, Kopfbedeckungen, Uhren, Brillen und anderen Schnickschnack festlegen.
Nicht zu empfehlen: Damen einen Bart verpassen
Eine weitere Einrichtung für das Studiogelände ist das Labor. In diesen kann man neue Errungenschaften der Filmbranche wie Kostüme, Filmsets, Requisiten und Technologien erforschen.
Da das Publikum auf Abwechslung steht, muss man spätestens nach dem dritten Film die verwendeten Filmsets durch neue ersetzen - zumindest wenn man die Drehbücher nicht selbst schreibt und dafür sorgt, dass die Szenen in verschiedenen Sets spielen.
Hier hat man in späteren Jahren eine wirklich große Auswahl: ob Raumschiff-Brücke, Schlachtfeld, Saloon, zerbombte Straße, Wohnzimmer, Vorstadt, Straßenschlucht, Automobil, Bar, Schulkorridor, Tropenstrand, muffiger Keller, Wohnzimmer, Hütte, Wüste, Dächer, Friedhof, fremder Planet, Gefängnis, Westernstadt, Wald, schäbiges Hotelzimmer oder U-Bahn Waggon - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Leider kann man nicht einfach mit dem Bagger anrücken, um ein altes Filmset zu zerstören. Man muss sich ein Handwerkerchen schnappen, dieses auf einer bestimmten als Bombe gekennzeichneten Stelle neben dem Set absetzen um das Set in die Luft zu jagen und dann warten, bis die fleißigen Hausmeisterchen den ganzen Müll weggeräumt haben.
Verschiedene Filmsets.
Mit den besseren Drehbuchbüros steigt die Qualität der Drehbücher und somit auch der Filme.
Die Stars werden mit der Zeit ebenfalls erfahrener und erlangen mehr Bekanntheit. Und da das Leben im Rampenlicht stressig ist und außerdem eingebildet macht, muss man damit rechnen, dass sie je berühmter, auch umso zickiger werden und auf Sonderbehandlung pochen.
Insgesamt muss man jedenfalls penibel darauf achten, dass die Goodies, die man den Stars zukommen lässt, mit der Hierarchie der Starbewertung übereinstimmt. Nur die studiointernen Top-Stars bekommen den feudalen Trailer, persönliches Gefolge und hohe Gagen, die unerfahrenen und unbekannten Neulinge bekommen, wenn überhaupt, nur einen klapprigen Trailer und den Mindestlohn.
Nichtsdestotrotz gibt es Neid und Missgunst: sobald man einem Star die Wünsche erfüllt, sinkt die Zufriedenheit bei allen anderen, die nun ebenfalls verhätschelt werden wollen.
Die angekratzten Egos werden dann in den eigens auf dem Filmgelände angelegten Restaurants oder Bars aufpoliert oder alternativ durch Wutanfälle oder Saufgelage während dem Dreh kompensiert - aber auch mit Kündigung wird gerne mal gedroht.
Studioeigene Bar.
Je nach persönlichen Charaktereigenschaften muss man auch darauf achten, dass die Stars nicht zu gestresst oder zu gelangweilt sind. Hierzu kann man sie ganz simpel unter einen Baum oder an einen Springbrunnen setzen oder sie an Fitnessgeräten trainieren lassen. Sollten sie eine Ess- oder Alkoholsucht entwickeln, muss man sie in die studioeigene Entzugseinrichtung stecken.
Und wenn die Karriere gar nicht in Gang kommen will, bleibt noch die Möglichkeit, die Schönheitschirurgie aufzusuchen, wo man ihnen Implantate einsetzen, Fett absaugen oder sie liften lassen kann.
Wenn dann trotz Können und Aussehen immer noch die nötige Publicity fehlt, schnappt man sich einen der am Studioeingang wartenden Fotografen und platziert ihn in möglichst skandalträchtiger Umgebung. Stars, die turteln oder betrunken sind, tun's zwar für den Anfang, mehr Schlagzeilen bekommt man jedoch, wenn man sie in einer richtig kompromittierenden Situation, zB beim Entzug oder beim Liften erwischt.
Star beim Entzug.
Förderlich ist es auch, die Stars des aktuellen Films in einem PR-Büro abzusetzen, wo sie Interviews geben und somit ebenfalls ihre Berühmtheit steigern.
Auch Drehbücher und fertig gedrehte Filme kann man vor der Veröffentlichung dort platzieren, um das öffentliche Bewußtsein für den Film zu verstärken. Das Budget, das man in die Marketingkampagne investiert, kann man auch festlegen.
Aber Achtung: das Publikum will nicht immer die selben Gesichter vor der Kamera sehen, man muss also idealerweise mehrere Stars aus dem Ärmel schütteln, die ein bestimmtes Genre beherrschen.
Sobald man die Möglichkeit hat, ein Eigenes Drehbuchbüro zu bauen, kann man Drehbücher selbst zusammenstellen. Dabei verfügt man über einen Erweiterten Filmeditor, mit dem man Titel, Genre, Haupt- und Nebenrollen sowie die Struktur des Drehbuchs ändern kann.
Dann stellt man ein, wo - also in welchem Filmset - die Szenen stattfinden, wie viele Hauptrollen in der Szene vorkommen und ob bzw. welche Requisiten eine Rolle spielen.
Die Handlung des Films kann man jedoch nur teilweise selbst festlegen: es gibt vorgefertigte Szenarien, aus denen man wählen kann, Filter ermöglichen die Eingrenzung dieser Szenen nach bestimmten Themen, zB Unterhaltung, Gewalt, Liebe...
Problematisch ist auch, dass die Szenen, die man zur Verfügung hat, oft nicht zueinander passen. So kommen die Personen zB von rechts rein und bleiben bei der Tür stehen, Szenen mit Dialogen finden aber vor dem Fenster links statt. Die Handlung eigener Filme hängt daher nicht davon ab, was man drehen möchte, sondern davon, was möglich ist und halbwegs plausibel zusammenpasst. Wenn man eine fertige Story im Kopf hat, die man filmisch umsetzen will, ist das jedenfalls eine sehr frustrierende Angelegenheit.
In die ausgewählte Szenen kann man hineinzoomen und einstellen, wer welche Rolle übernimmt und welche Kostüme dabei getragen werden. Tut man das nicht, kann es passieren, dass die Darsteller/innen in jeder Szene andere Kostüme oder Frisuren haben oder auch mal ihre Rollen tauschen.
Auch über zusätzliche Ausstattung des Sets mit diversen Requisiten kann man im Detail entscheiden - von Dynamit und Schaukelstühlen über Genesungskarten bis hin zu Babys ist alles drin. Leider habe ich nicht rausgefunden, ob es möglich ist, ein verändertes Set für mehrere Szenen zu speichern - alles in jeder Szene aufs neue abstellen zu müssen, macht jedenfalls keinen Spaß.
Schließlich können auch noch Wetter, Beleuchtung und Kameraperspektiven angepasst werden.
Erweiterter Filmeditor.
In der Post-Production kann man Filme - eigene wie auch von den Drehbuchbüros gelieferte - dann noch ausgiebig nachbearbeiten: verschiedene Audioeffekte können ein- und ausgeschaltet werden, Hintergrundmusik kann festgelegt werden und man kann aus einer Unmenge von Soundeffekten wählen, von Waffen- über Tiergeräusche bis hin zu lachen, plätschern, Türen knallen,...
Wenn man möchte, kann man auch gänzlich eigene Dialoge aufzeichnen und einfügen.
Man kann natürlich auch Szenen schneiden, ein- und ausblenden, den Vorspann ändern oder den Film mit Untertiteln versehen.
Das ist tatsächlich so aufwendig, wie es sich anhört, ermöglicht aber, dass man seine Kreativität ausleben und sein eigenes Meisterwerk erschaffen kann - zumindest theoretisch.
Durch die limitierten Szenarien ist man leider sehr eingeschränkt, denn was es nicht als Handlung in der Auswahlliste gibt, das kann man logischerweise auch nicht drehen.
Das Zielpublikum dieser Werke waren ursprünglich andere Fans von The Movies, denn in den ersten 3 Jahren nach Veröffentlichung des Spiels konnte man eigene Filme auf eine Internetseite hochladen - diese ist jedoch inzwischen geschlossen worden.
Für die Filme, die man während des Spiels am laufenden Band dreht um die Studiokassen zu füllen, sind all diese Optionen ohnehin zu viel des Guten, da ist eher Massenware gefragt.
Außerdem ist man neben dem Casten, Drehen, Bewerben und Veröffentlichen neuer Filme genug damit beschäftigt, sich um die Launen der Stars zu kümmern.
Darüberhinaus muss man das Weltgeschehen im Auge behalten, permanent alte Filmsets abreißen und neue bauen, man muss dafür sorgen, dass alle bestehenden Sets und Gebäude instand gehalten werden, dass das Studiogelände nicht zu sehr verdreckt, dass überall genug Sonnenschirme, Laternen, Palmen, Statuen, Springbrunnen, Briefkästen, Basketballkörbe und Toiletten stehen, dass das Personal auch am Arbeitsplatz ist und nicht irgendwo rumlümmelt, dass überhaupt genug Personal da ist, dass obsolete Gebäude abgerissen und durch fortschrittlichere ersetzt werden, dass alte Filme archiviert werden, dass Fotografen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und nicht zuletzt, dass nebenbei auch noch talentierter Nachwuchs ausgebildet wird - schließlich schreitet die Zeit voran, und die Stars gehen irgendwann in Rente - dann will man ja nicht mit leeren Händen dastehen.
Das hört sich alles nicht nur furchbar mühsam an, das ist es auch. The Movies gehört zu den Spielen, nach denen man sich erstmal erholen muss von all dem Stress. Ich hatte die meiste Zeit das Gefühl, dass ich vor lauter um-Kleinkram-kümmern gar nicht zum eigentlichen Spielen kam.
Meiner Meinung nach will das Spiel zu viel auf einmal sein - und ist dabei nichts so ganz. Dadurch geht viel vom Spielspaß verloren.
Wenn man ein Filmstudio managen will, dann nervt es, sich um Lappalien wie fehlende Abfalleimer oder schmollende Stars kümmern zu müssen.
Für einen Sims-Klon ist es wiederum zu chaotisch: man kann sich nicht auf 2 oder 3 Spielfiguren konzentrieren, an deren Beziehungen arbeiten und sie sorgfältig aufbauen, denn da sind noch 20 bis 30 andere, die man ebenfalls durch die Gegend scheuchen muss.
Und dass man dutzende unterschiedliche Blumenbeete, Bäume und Statuen zur Dekoration aufstellen kann, ist bei einem Spiel wie The Movies schlicht und einfach unnötig - das Gelände ist so groß, dass man ohnehin bald den Überblick verliert und vergisst, wo man eben den Kaktus gepflanzt hat, mal abgesehen davon, dass man sowieso kaum Zeit hat, sich mit Gartenarchitektur zu beschäftigen - denn Zeit ist nun mal Geld.
Man muss mindestens 2 komplette Filmteams haben, die abwechselnd bis gleichzeitig drehen - da kommt man einfach nicht dazu, sich um Grünzeug zu kümmern - von einzelnen Charakteren gar nicht erst zu reden.
Viele Pflanzen zur Auswahl.
Und wenn man sich lediglich auf das Drehen eigener Filme konzentrieren will, hat man immer noch den Rest des Spiels am Hals und muss sich erstmal mit Personalfragen, Starallüren, Wege verlegen und Müll am Studiogelände rumärgern, bevor man den nötigen Rang erreicht hat, um überhaupt ein eigenes Drehbuchbüro bauen zu können.
Zwar gibt es neben dem regulärem Spiel, das im Jahr 1920 beginnt und der Reihe nach verschiedene Einrichtungen freischaltet, auch einen Sandkasten-Modus, in dem man Anfangsjahr, Startbetrag und diverse andere Einstellungen festlegen kann, die das Spiel erleichtern - zB Starlaunen oder Gebäudeverfall ausschalten.
Allerdings sind nur dann alle Gebäude freigeschaltet, wenn man sie zuvor im regulären Modus - durch Erreichen der Ränge - schon mal freigeschaltet hat.
Wer sich also als nur auf den Sandkasten-Modus stürzt, hat nicht viel davon, weil wichtige Gebäude fehlen.
Höhere Ränge zu erreichen ist, nebenbei bemerkt, alles andere als einfach. Filme erhalten oft trotz gutem Drehbuch, relativ berühmter Stars, guter Laune am Set und aufwendiger PR nur mittelmäßige Kritiken und bei Preisverleihungen schneiden die Konkurrenzstudios durchwegs viel besser ab - stellenweise ist es geradezu deprimierend, zu spielen.
...und wieder übergangen worden.
An der Schwierigkeitsstufe des Spiels kann man nichts verändern, lediglich die Anzahl der Hilfen kann man festlegen.
Diese sind, zumindest nachdem man ein Weilchen gespielt hat, mehr als lästig - selbst bei der Einstellung "Keine Hilfe" poppen während dem Spielen ständig Sprechblasen auf, um über irgendwelche Belanglosigkeiten zu informieren, nur weil man mit der Maus die falsche Stelle berührt hat.
Kein Pop-up-Blocker :(
Dafür kann man Speicherintervalle für automatisches Speichern einstellen - praktisch, denn nichts ist schlimmer, als dass ein Meisterwerk kurz vor der Fertigstellung verloren geht, weil das Spiel plötzlich crasht. Ja, Abstürze kommen leider auch vor.
Die Einteilung des Bildschirms sieht wie folgt aus:
Am oberen Rand befinden sich die Zeitleiste, ein Menü um das Spiel zu pausieren oder schnell vorlaufen zu lassen sowie das Konto und die aktuelle Studiobewertung. Über die letzten beiden Punkte kann man darüberhinaus auf diverse Statistiken zugreifen.
Auf der linken Seite befindet sich das Menü für das Personal. Dieses ist in verschiedene Kategorien aufgeteilt, die man durchblättern kann (Stars, Crew, Statist/innen, Handwerker/innen...).
Die Stars werden dabei am detailiertesten dargestellt, man sieht wieviel Erfahrung sie in welchem Genre haben, wie gut sie sich mit den anderen Stars verstehen, wie zufrieden sie mit ihrem Status sind (Gefolge, Trailer, Gehalt...), wie ihre Werte für Stressanfälligkeit und Suchtverhalten aussehen, wie hoch ihr Marktwert und Jahresgehalt sind, wie gut ihr Aussehen und Modebewußtsein bewertet werden usw.
Star-Ansicht.
Ein ähnliches Menü befindet sich auf der rechten Seite, diesmal jedoch für Drehbücher und Filme, sowohl für fertige als auch für solche, die noch in Arbeit sind. Hier kann man sich über Details wie den Dreh-Terminplan, Besetzung & Crew, Öffentliches Bewußtsein, Marktwert oder Gesamtkosten informieren.
Am linken unteren Rand befindet sich der Bau-Button - per default ist er zugeklappt. Wenn man etwas bauen möchte, muß man erstmal darauf klicken, woraufhin drei weitere Untermenüs daraus hervorwachsen:
- Einrichtungen bauen - klickt man hierauf, öffnet sich eine scrollbare Liste der verfügbaren Gebäude wie zB Castingbüro, Restaurant, diverse Trailer...
- Sets bauen - klickt man hierauf, öffnet sich je nach Entwicklungsstand eine scrollbare Liste mit bis zu 40 verschieden Filmsets
- Landschaft & Verzierungen - klickt man hierauf, öffnen sich 4 weitere Untermenüs:
- Dekoration - klickt man hierauf, erscheint ein Leiste, in der man zwischen verschiedenen Autos, Statuen, Laternen usw. herumblättern kann
- Flora - klickt man hierauf, erscheint eine Leiste, in der man zwischen verschiedenen Blumenbeeten, Bäumen, Hecken usw. herumblättern kann
- Möbel - klickt man hierauf, erscheint ein Leiste, in der man zwischen diversen Sportgeräten, Mülleimern, Sonnenliegen usw. herumblättern kann
- Landschaftsbau - klickt man hierauf, erscheint ein Leiste, in der man verschiedene Untergründe (Sand, Gras, Beton...) auswählen kann
Das Bau-Menü - vor allem das Landschaft & Verzierunges-Menü -, ist also alles andere als leicht zugänglich.
Mehrere Objekte aus verschiedenen Untermenüs zu platzieren ist umständlich und zeitraubend, hier wäre doch sicher eine bessere, unkompliziertere Lösung möglich gewesen.
Set-Menü.
Auch das Personalmenü ist nur auf den ersten Blick übersichtlich, denn man muss einerseits immer die Stars und ihre Launen im Auge behalten, andrerseits aber ständig in den anderen Kategorien herumblättern, um die Drehbuchschreiber/innen wieder ins Büro und die Wissenschaftler/innen ins Labor zu verfrachten, faule Hausmeister/innen neben einem Stück Müll zu abzusetzen oder Handwerker/innen zu schnappen, mit denen man mal eben ein ausgelutschtes Filmset in die Luft jagt.
Die Bewegung der auf dem Studiogelände befindlichen Figuren und der Objekte ist hingegen einfach - man nimmt sie mit linken Maustaste und zieht sie an einen anderen Ort, wo man sie wieder loslässt. Man muss lediglich aufpassen, dass man auf dem doch recht großen Filmgelände nicht den Überblick verliert.
Neben der Maus wird auch mit der Tastatur gesteuert. Man kann in die Ansicht hinein- oder herauszoomen und sich um 360° drehen. Auch eine Übersichtskarte des gesamten Studiogeländes gibt es.
Übersichtskarte.
In Nahaufnahme kann man sich die Gebäude und Personen im Detail ansehen - zu genau sollte man dabei aber nicht hinsehen, denn das Erscheinungsjahr 2005 merkt man der Grafik dabei nicht an - da ist dann schon alles recht kantig.
Dafür läuft das Spiel aber auch mit den höchsten Einstellungen fast immer flüssig. Von weiter oben betrachtet macht das Studiogelände mit den vielen Figuren, die alle ihrem Tagesablauf nachgehen, jedoch einen sehr netten, belebten Eindruck.
Besonders viel Mühe hat man sich mit den Details am Set gegeben: so zieht im Raumschiff-Brückenset ein Mitglied der Crew an einem Seil, damit die automatischen Türen aufgehen, im Automobil-Set wird das Gefährt auf einem Laufband bewegt, während sich dahinter die Leinwand vorbeidreht und in Science-Fiction-Szenen baumelt ein UFO an einem Seil über dem Set.
Auch die unzähligen Kostüme beeindrucken: Polizei- oder Schuluniform, Umstandskleid, Bademantel, Gangsteranzug, Ninja-, Detektiv-, Hühner-, Roboter-, Gorilla-, Sumpfmonster-, Mumien-, Zombie-, Cowboy-, Biker-, Vampir- oder Travestiekostüm - da wurde wirklich alles bedacht.
Schade, dass man kaum dazu kommt, diese Einzelheiten angemessen zu würdigen.
Hervorragend ist auch der Sound: Die Musikuntermalung wie auch die Soundeffekte sind perfekt und genau an die jeweilige Situation und das Set angepasst.
Zusätzlich gibt es einen Radiosender zu hören, über den die Sprecherinnen und Sprecher allen möglichen Quatsch wie auch Kommentare zum Weltgeschehen über die Jahre hinweg von sich geben - dieses Gequassel im Hintergrund sorgt für eine wirklich großartige Atmosphäre.
Darüberhinaus gibt es natürlich auch noch sehr viele Soundeffekte für die Filme.
Bezüglich Sound und Musik hat The Movies jedenfalls die höchste Bewertung verdient. Und das beste daran ist: man kann alles nach Lust und Laune ein- oder ausschalten: Musik, DJ, Nachrichten, studiointerne Lautsprecherdurchsagen...
Zusätzlich zum eigentlichen Spiel gibt es noch einen Starmaker, ein Programm mit dem man Stars selbst erschaffen kann.
Hier kann man nicht nur Name, Alter, Geschlecht, Augenfarbe und Frisur festlegen, sondern im erweiterten Modus auch Details wie Krümmung der Nase, Winkel der Augen, Größe und Form der Lippen oder Höhe der Wangenknochen einstellen.
Auch Attribute wie Fitness, Genre-Erfahrung, Suchtanfälligkeitsgrenzen usw. kann man definieren.
Die so erschaffenen Charaktere kann man dann ins Spiel importieren.
Starmaker.
Insgesamt ist The Movies ein Spiel, bei dem man zwar sehr viel machen kann, das meiner Meinung nach aber zu überladen ist.
Durch die unzähligen Möglichkeiten die sich bieten und gleichzeitigen Ziele, die man erfüllen soll, geht der Spielspaß verloren.
Stellenweise scheint das Spiel geradezu unmögliches zu verlangen, was frustrierend ist.
- Zwar gibt es 5 Genres, jedoch ist es nicht effektiv, sich auf mehr als 2 zu konzentrieren, da das Erfahrung sammeln und Trainieren einfach zuviel Zeit kostet - schließlich muss man ja auch Geld verdienen. Und da von maximal 8 oder 9 Stars nur die Hälfte für eines der beiden Genres gut geeignet ist, ist folglich jeder Star in etwa jedem 2. Film zu sehen. Das ist dem Publikum jedoch zu viel, es will den Star nicht mehr sehen. Setzt man jedoch Newbies ein, beschwert es sich, dass keine Stars vorkommen.
- Um die Beziehungen der Stars untereinander zu verbessern, muss man diese miteinander plaudern lassen. Sind sie sich sympathisch, wünschen sie sich, an einem intimeren Ort zu sein - wobei es eine genaue Reihenfolge der Orte gibt, an denen sie mit steigender Zuneigung abgesetzt werden müssen, damit die Sache Erfolg hat - wehe es ist der falsche, dann werden sie nervös.Um aus Stars Liebhaber zu machen, braucht man sowieso mehrere Spieljahre - dafür hält dieser Zustand dann kaum an.
- Sobald man den Star eines fremden Studios unter Vertrag nimmt, ist dieser automatisch auf die niedrigste Gehaltsklasse eingestellt - was natürlich viel zu wenig ist. Folge: *JEDER* Star, den man einstellt, ist erstmal stinkesauer und muss ausgiebig - und teils langwierig - umsorgt werden, bis er wieder im grünen Bereich ist.
- Am schlimmsten ist jedoch, dass das Personal den limitierenden Faktor darstellt. Wenn man dringend Handwerker/innen braucht, aber keine vor dem Personalbüro Schlange stehen, kann man Arbeitslose aus anderen Schlangen einstellen, sofern welche da sind - wenn nicht: Pech gehabt.Probleme hat man spätestens dann, wenn ein Star rumtobt und sich Gefolge wünscht, welches nur aus Mitgliedern der Film-Crew rekrutiert werden kann- also Leuten, die tatsächlich vor der Crew-Einrichtung Schlange standen.Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass man ein langjähriges, erfahrenes Crew-Mitglied zur Star-Assistenz abkommandieren muss um dafür ein ahnungsloses Newbie aus der Hausmeister-Schlange den neuen Blockbuster drehen zu lassen.
Von diesen seltsamen Anforderungen abgesehen, sind mir in dem Spiel bisher zumindest keine logischen Fehler begegnet (außer in den Drehbüchern :)).
Hin und wieder kommt es zu Abstürzen, diese sind insgesamt jedoch eher selten.
Impressionen.
Mein Fazit daher:
Die Spiel-Atmosphäre ist toll, Sound und Grafik auch.
Die Bedienung mit den Aufklapp-Elementen ist dafür eine Qual, das Zerstören von Gebäuden ist umständlich, der ganze Spielverlauf mühselig bis chaotisch, die Anforderungen, die das Spiel an das eigene Filmstudio stellt sind teilweise kaum zu erfüllen, das zwingende Freischalten lassen aller Sets und Gebäude für den Sandkasten-Modus ist unnötig, die Erstellungsmöglichkeiten eigener Filme mit dem Erweiterten Editor sind aufgrund der vorgegebenen Szenen viel zu begrenzt und das Ignorieren der Spielerinnen ist unverschämt.
Und dass die Webseite zum Hochladen eigener Filme nach nur drei Jahren schon geschlossen wurde, ist ebenfalls enttäuschend.
Obwohl das Spiel viel bietet, bereitet es mir im regulären Modus Stress und im Sandkastenmodus Unmut. Keine guten Voraussetzungen, schließlich spiele ich um zu entspannen, nicht um Magengeschwüre zu bekommen.
Daher: 6.5 Punkte.